Wirtschaft

Österreich, das Land der Bargeldliebhaber

Die ältere Dame an der Kasse kramt in ihrer Geldbörse herum. Die Leute in der Schlange warten ungeduldig. Minuten später ist die Dame weg. Beim nächsten Kunden, einem jungen Mann, geht dann alles ganz schnell. Er zahlt mit Bankomatkarte, muss dafür nicht einmal einen Code eingeben. Binnen von Sekunden ist er von der Kasse verschwunden. Bargeldlos zahlen ist einfach und zeitsparend, aber in Österreich noch nicht ganz angekommen.

Nur Bares ist Wahres

48 Prozent der Österreicher und Deutschen zahlen mit Schein und Münzen. Damit ist der deutschsprachige Raum in Europa Spitzenreiter, wenn es um Barzahlung geht. Zu diesem Ergebnis kommt die ING-DiBa bei einer Umfrage in 13 europäischen Ländern, den USA und Australien im Rahmen der ING International Survey. Insgesamt wurden 15.000 Personen ab 18 Jahren befragt. Über 1000 davon alleine in Österreich. Im Vergleich: In den anderen Ländern zahlen nur rund 32 Prozent der Befragten lieber bar.

Das Bild der Cash-Zahler in Österreich bestätigt sich mit den Zahlen zu den bargeldlosen Bezahlmöglichkeiten. Etwas mehr als ein Viertel der Österreicher zahlen mit Bankomatkarte. Mit Kreditkarte nur noch 15 Prozent, damit nur halb so viele Personen wie in anderen Ländern. Verlierer im Spiel sind andere digitale Zahlungsarten wie Apps oder Kundenkarten, die nicht einmal jeder zehnte Kunde nutzt.

Auch regional variieren die Vorlieben. Kärntner sind die stärksten Barzahler mit knapp zwei Drittel der Bevölkerung. Im Burgenland greift man schon eher auf Alternativen zurück. Die Barzahlungsquote liegt bei nur 39 Prozent, der niedrigste Wert unter den Bundesländern.

Offen für Neues

Besonders beliebt ist Bargeld, wenn es um Lebensmittel geht. 85 Prozent der Befragten zahlen Snacks und Kaffee cash, bei Lebensmitteleinkäufen ist es die Hälfte. Auch in der Gastronomie liegt Österreich in Führung: In keinem anderen Land wird in Restaurants und Gaststätten so häufig bar gezahlt.

Ob in der Gastronomie, im Transportwesen oder im Lebensmittelhandel: Auch wenn Österreicher noch klassische Zahler sind, sie stehen den digitalen Zahlmöglichkeiten offen gegenüber. Nur 16 Prozent der Leute geben an, dass sie niemals Paypal nutzen würden. Mit 20 Prozent ist das Misstrauen den Apps der eigenen Banken gegenüber noch größer.

Fakt ist, dass das Leben mit wenig bis keinem Bargeld möglich ist, wie die skandinavischen Länder demonstrieren. In Schweden zahlen bereits 80 Prozent der Einwohner überwiegend mit Alternativen zu Münze und Schein.