Wirtschaft

Finanzkrise ließ Ungleichheit in Industriestaaten wachsen

Ob Madrid, Rom oder in anderen Großstädten: Abertausende Menschen marschierten in den vergangenen Jahren immer wieder gegen soziale Ungerechtigkeiten auf Europas Straßen. Die Statistik bestätigt nun das Gefühl eines Missverhältnisses:

In der Finanzkrise ist die Ungleichheit bei den Einkommen in den Industriestaaten stärker als im Jahrzehnt zuvor gestiegen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der OECD. In Österreich und Deutschland blieb die Einkommensverteilung in der Krise indes relativ stabil.

Abfedernd wirkte nach Ansicht der Studienautoren der Einsatz von Konjunkturpaketen und Sozialtransfers. In den meisten Staaten der 33 OECD-Staate liege darum das verfügbare Einkommen und das Armutsniveau 2010 nur leicht niedriger als 2007.

"Diese Zahlen unterstreichen, wie wichtig es ist, die schwächsten Mitglieder in unseren Gesellschaften zu unterstützen”, sagte OECD-Generalsekretär Angel Gurria.

Österreich

In Österreich lag der Gini-Koeffizient, der Ungleichheit misst, vor und nach Ausbruch der Krise bei 2,7 und damit deutlich unter dem OECD-Schnitt von 3,1 im Jahr 2010. Auch blieb das Einkommen der zehn Prozent mit dem niedrigsten Einkommen von 2007 auf 2010 stabil, die obersten zehn Prozent der arbeitenden Bevölkerung in Österreich verdienten sogar zwei Prozent mehr als vor der Krise. Im Schnitt aller in der OECD vertretenen Industriestaaten sank das Einkommen des am schlechtesten verdienenden Zehntel um 1,9 Prozent, der Bestverdiener um 0,4 Prozent.

Für die Studie lagen vorerst nur Daten bis einschließlich 2010 vor. Seither zeigt sich nur eine langsame Erholung aus der Krise und niedriges Wachstum. Wenn die schwache Dynamik anhalte, könne auch staatliches Gegensteuern das Wachsen der Ungleichheit nicht verhindern, schlossen die Studienautoren.