Wirtschaft

ÖBIB: Nachfolger von Kemler in der Pipeline

Die Namen werden gehütet wie ein Staatsgeheimnis. Noch ist Rudolf Kemler, Übergangsgeschäftsführer der neuen Staatsholding ÖBIB, Aufsichtsratsvorsitzender von OMV, Telekom Austria und Post. Mit den Hauptversammlungen im Frühjahr muss der glücklose ehemalige ÖIAG-Chef auch diese Posten räumen. Schon am Mittwoch werden die Weichen für seine Nachfolger gestellt.

Zuerst wird heute, Dienstag, der Ministerrat das Nominierungskomitee der ÖBIB absegnen, das künftig die Aufsichtsräte der Staatsholding in den Beteiligungsunternehmen auswählt. Für die SPÖ gehen Staatssekretärin Sonja Steßl und Günter Geyer (Aufsichtsratschef des Versicherungskonzerns VIG) in das Gremium, für die ÖVP Staatssekretär Harald Mahrer und Andritz-Boss Wolfgang Leitner. Einen Tag später treffen sich die vier, um offiziell die Kandidaten für die Nachfolge von Kemler in den Aufsichtsräten zu nominieren. Informell soll man sich bereits ausgetauscht haben.

Am brisantesten ist die Spitze des OMV-Aufsichtsrates. Wie zu hören ist, soll die ÖVP ursprünglich Ex-OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer stark favorisiert haben, die Roten sollen allerdings skeptisch gewesen sein. Obwohl Ruttenstorfer ein ausgewiesener SPÖ-Mann ist.

Inzwischen dürfte er endgültig aus dem Rennen sein. Denn in Politkreisen war bis vor Kurzem nicht bekannt, dass der Vorgänger von Noch-OMV-Boss Gerhard Roiss seit 2012 unabhängiges Mitglied im Board of Directors der Naftna Industrija Srbije ist. Die serbische Ölgesellschaft gehört mehrheitlich der russischen Gazprom. Dass ein Mitglied einer maßgeblichen Gazprom-Beteiligung die Aufsichtsratsspitze der OMV übernimmt, ist wohl nicht vereinbar. Gazprom werden seit Längerem unfreundliche Übernahme- oder Beteiligungsabsichten beim heimischen Öl- und Gaskonzern nachgesagt. Letzter Stand: Der neue Aufsichtsratschef soll von außen kommen, also auch nicht aus dem Kreis der derzeitigen Mandatare.

Bei der Post übrigens muss das Komitee insgesamt acht Aufsichtsräte für die Staatsholding vorschlagen, bei der Hauptversammlung am 15. April läuft das gesamte Post-Gremium aus.

Am Freitag wird’s dann richtig spannend. Der OMV-Aufsichtsrat entscheidet über die Nachfolge von Roiss. Diese Sitzung wird noch von Kemler dirigiert – jenem Manager, der bei Österreichs bedeutendstem Unternehmen nicht sehr professionell agierte. Sein designierter Nachfolger soll jedoch informell am Freitag schon dabei sein.

Kemler ist zwar als ÖBIB-Geschäftsführer weisungsgebunden, nicht aber als Aufsichtsrat. Doch man kann davon ausgehen, dass ihm VP-Finanzminister Hans Jörg Schelling klare Direktiven erteilt. Schelling muss sich als Eigentümervertreter für die Republik mit dem Syndikatspartner IPIC (Abu Dhabi) abstimmen. Die Araber wollen mit der Kür des neuen OMV-Chefs nicht zuwarten, bis Kemler ebenfalls Geschichte ist.