ÖBB-Managerin als Top-Favoritin für die Flugsicherung
Von Andrea Hodoschek
Dass eine Aufsichtsratssitzung der ÖBB-Holding äußerst kurzfristig abgesagt wird, hat Seltenheitswert. Und gibt Anlass zu allen möglichen Spekulationen – erst recht, weil FPÖ-Verkehrsminister Norbert Hofer den Aufsichtsrat der Staatsbahn auswechselte, die ÖVP auch mitreden will und die Managementstrukturen neu aufgestellt werden.
Am Wochenende wurde die für Montag angesetzte Aufsichtsratssitzung der Bahn-Holding verschoben. Geplant war, die Neubestellung von zwei Vorstandsjobs im Teilkonzern Personenverkehr abzusegnen. Die Mandate von Valerie Hackl und Evelyn Palla laufen zum Jahresende aus.
Die Entscheidung dürfte erst in dieser Woche fallen. Die Angelegenheit ist nämlich etwas komplizierter geworden als geplant. Denn Hackl hat sich zwar um eine Verlängerung beworben, könnte der Bahn aber abhanden kommen.
Der bekanntlich luftfahrt-affine Hofer möchte die Managerin lieber an der Spitze der Flugsicherung Austro Control sehen. Wie man aus dem Verkehrsministerium hört, soll der Minister eine Frau favorisieren und von den Leistungen der 35-jährigen Hackl recht beeindruckt sein. Der Personenverkehr fuhr im Vorjahr bei Umsatz und Gewinn Rekorde ein. Bahnintern sind die Meinungen über Hackls Management-Qualitäten allerdings geteilt. Doch wer nicht 20 Jahre bei den ÖBB und eine Frau ist, hat es bei den Eisenbahnern grundsätzlich schwer.
Praktisch: Der Wechsel in die Austro Control (ACG) könnte friktionsfrei vor sich gehen. Bei den Flugsicherern laufen die Verträge der beiden Vorstände mit Jahresende aus. Der kaufmännische Vorstand, der SPÖ-nahe Heinz Sommerbauer, wird sich nicht mehr bewerben. Der demnächst 65-Jährige möchte in Pension gehen. Technik-Vorstand Thomas Hoffmann will in seine deutsche Heimat zurück.
Beste Karten also für Hackl. Die 1000 Mitarbeiter große Austro Control würde erstmals eine Frau als Chefin bekommen. Hofer soll bei der ACG Reformbedarf sehen. Auch die Zuständigkeiten zwischen Flugsicherung und Verkehrsministerium sollen besser strukturiert werden.
Die parteifreie Hackl kam 2012 als Assistentin des damaligen ÖBB-Chefs Christian Kern zur Bahn und rückte Ende 2015 in den Vorstand des Personenverkehrs auf. Die Gehaltsdimensionen sind ähnlich. Die Chefs der ACG verdienten im Vorjahr knapp je 260.000 Euro.
Gerüchte, zwischen Bundeskanzler Sebastian Kurz und Hofer habe es wegen Hackl und der ehemaligen OMV-Kommunikationschefin Michaela Huber heftige Meinungsverschiedenheiten gegeben, werden aus dem Umfeld beider Politiker dementiert. Die ÖVP-nahe Huber hat sich wie berichtet ebenfalls für den Personenverkehr beworben.
Insider gehen davon aus, dass der Vertrag von Hackls Kollegin Palla verlängert wird. Und nur noch ein Kandidat von außen geholt wird. andrea.hodoschek