Wirtschaft

ÖBB-Chef: "Haben noch zu viel Speck"

Die Bilanz des Vorjahres fällt für die heimische Bahn erfreulich aus (mehr dazu hier), ans Ziel gelangt sei man aber noch nicht, sagte ÖBB-Chef Christian Kern am Samstag im "Ö1-Mittagsjournal". Die ÖBB müssten ihr Kundenservice weiter verbessern, im Güterverkehr internationaler werden und die Verwaltungsstrukturen vereinfachen - "da haben wir immer noch zu viel Speck."

Einheitstarif

Vereinfachungen kündigt Kern beim Tarifsystem an, etwa bei der Vorteils-Card und bei den Verkehrsverbünden. Bei den Ländern ist nach Ansicht Kerns guter Wille vorhanden. Das Ziel solle jedenfalls eine "deutliche Reduktion der Tarife" sein, und bei der Vorteils-Card werde man das "besonders deutlich" wahrnehmen. Das "Endziel" müsse ein einheitlicher Tarif für Verkehrsmittel in Österreich sein; wegen der hohen Kosten werde dies aber noch Jahre dauern.

Die Arbeitszeitverkürzung für Eisenbahner verteidigt Kern und warnt vor einer "ideologischen Auseinandersetzung". Beim ÖBB-Lohnabschluss 2012 ist im Gegenzug ab Juli 2013 eine Nulllohnrunde vereinbart worden. "Die 38-Stunden-Woche ist für unser Unternehmen die richtige Antwort". Den ÖBB bringe das einen Vorteil von 20 Millionen Euro. Gleichzeitig könne dadurch die weniger werdende Arbeit auf mehr Schultern verteilt werden. Auch das nütze der Staatsbahn, die noch einen hohen Anteil an unkündbaren Mitarbeitern hat.

Baustellen

Von der EU wünscht sich Kern mehr Engagement für die Bahn, um mehr Fahrgäste und Transporte von der Straße auf die Schiene zu bringen. "In Österreich sind wir da auf einem vernünftigen Weg, im Rest der EU bin ich mir da nicht so sicher". Die EU habe zwar ein Weißbuch herausgebracht, aber es würden Taten fehlen. Doch auch in Österreich gebe es Probleme, so sei die Bahn von der Deckelung der Energieabgabe ausgenommen, weil sie als Dienstleistungsunternehmen und nicht als Industrie eingestuft worden sei. Alleine das koste den ÖBB 15 Millionen Euro.

Seine eigene Position sieht der Sozialdemokrat Kern weiter an der Spitze der Staatsbahn und nicht in der Politik. "Ich bin gut beraten, bei dem zu bleiben was ich einigermaßen kann, das ist nicht Politik sondern ein Unternehmen zu führen". Er würde gerne "in den nächsten zehn Jahren" im Führerstand bleiben. Immerhin seien erst "32,7 Prozent" des Sanierungs- und Reformweges der ÖBB gegangen, "etwas mehr als zwei Drittel liegen noch vor uns".