Wirtschaft

ÖBB-Chef: "Das vierte Quartal wird brutal"

Zuerst die schlechte Nachricht. Bei der ÖBB-Tochter Rail Cargo Austria (RCA) wird es "möglicherweise weiter Einschnitte geben", formuliert ÖBB-Chef Christian Kern vorsichtig. Der Grund für die Zurückhaltung ist ein formaler. Der Aufsichtsrat tritt erst am 30. Oktober zusammen. Immerhin geht es um die Kündigung von etwa 100 RCA-Mitarbeitern. "Das macht man nicht gerne, aber es ist eine Notwendigkeit", verweist Kern auf die Probleme beim Güterverkehr. Es werde weiter "restrukturiert". Ein "guter Teil" der insgesamt 600 Verladestationen wird wegfallen.

Als Ursache für die Probleme beim Güterverkehr nannte der ÖBB-Chef die massiven Auswirkungen von konjunkturellen Schwankungen auf die Nachfrage. Ein Vergleich im EU-Raum zeigt, dass ein Rückgang der Konjunktur die Nachfrage nach Transportkapazitäten um den dreifachen Wert sinken lässt. Bei einem Zuwachs der Wirtschaftsleistung würde die Nachfrage dann auch um das Dreifache steigen.

Immerhin ist es der RCA gelungen, die Gütertrans­portleistung bis auf einen Einbruch im Jahr 2009 in etwa konstant zu halten. Lediglich die Deutsche Bahn ist da etwas besser unterwegs. Hingegen haben die französische und die italienische Bahn deutlich verloren. Auch die Schweizer haben bei der Gütertransportleistung seit dem Jahr 2000 deutlich nachgelassen. Etwa ein Viertel der Verladebahnhöfe wurde geschlossen.

Kostenvergleich

Ein von den ÖBB erstellter Kostenvergleich zeigt, das der intermodale Verkehr (Transport mit mindestens zwei Verkehrsträgern wie etwa Lkw und Bahn) derzeit nur auf sehr langen Strecken für die Bahn ein Geschäft sein kann. Die Strecke von Wien nach Salzburg ist dafür noch zu kurz.

Der ÖBB-Chef hat aber auch positive Nachrichten zu verkünden.

Im ersten Halbjahr hat der Konzern einen Gewinn von 79 Millionen Euro erwirtschaftet. Etwa 17 Millionen davon sind allerdings Bewertungsge­winne mit ungarischen Forint. Kern glaubt nicht, dass die Bewertungsgewinne von langer Dauer sein werden. Außerdem ist die Vorschau beim Güterverkehr auch nicht gerade von Optimismus geprägt. "Das vierte Quartal wird brutal", so Kern. Sein Ziel für heuer ist daher ein positives Konzernergebnis mit einem EBT von 60 Millionen Euro.

Trotz der Preiserhöhung im Sommer berichtet Kern von Zuwächsen beim Personenverkehr. Als Ursache nannte er die hohen Benzinpreise und Änderungen beim Mobilitätsverhalten. An eine weitere Anhebung der Ticket-Preise ist nicht gedacht. "Wir sind mit dem Preisniveau jetzt zufrieden."