Wirtschaft

Niki Lauda: "Ich bin nicht geizig und gierig"

Sie haben viel Geld verdient, alleine in der Formel 1 12 Millionen Euro. Für einen Vortrag können Sie 60.000 Euro verlangen. Welchen Rat haben Sie für junge Leute, zu Geld zu kommen?

Niki Lauda: Ich bin immer wieder überrascht, wie junge Typen mit Super-Ideen und meist wenig Geld in kurzer Zeit zu viel Geld kommen können. Denken Sie an Start-ups wie Runtastic. Es gibt heute viel mehr Möglichkeiten, wenn man im richtigen Moment die richtige Idee hat.

Aber gerade in Österreich wird ständig gejammert, junge Unternehmen würden kein Risiko-Kapital bekommen.

Wenn die Ideen gut sind, glaube ich schon, dass es Kapital dafür gibt. Ich würde selbst auch sofort investieren. Wenn ich das Risiko abwägen kann und es mich interessiert. Ich habe zum Beispiel einen jungen Mann unterstützt, der ein besonders schnelles System für Wertpapier-Trades entwickelte. Die Banken haben leider abgewunken und ich bin wieder ausgestiegen. Doch ich bereue das nicht und würde es sofort wieder machen.

In Ihrem Buch schreiben Sie darüber, dass man verdientes Geld nicht ausgeben soll.

Nein, so meine ich das überhaupt nicht. Ich beziehe das auf den Lebensstandard. Geld verbessert den Lebensstandard. Man zieht von einer Zwei- in eine Fünf-Zimmer-Wohnung. Geht man mit Geld aber nicht vorsichtig um, sitzt man bald in einer Ein-Zimmer-Wohnung oder im Häfen. Vor allem bei leicht verdientem Geld. Man muss beim Investieren immer auf das Worst-Case-Szenario aufpassen. Die geringste Verschlechterung des Umfelds kann die Einnahmen um die Hälfte einbrechen lassen. Ich habe immer versucht, das Risiko zu minimieren.

Sie werben für die Bank ING-DiBa als Geizhals mit dem Spruch "Ich habe nichts zu verschenken". Andererseits lassen Sie sich vom Glücksspielkonzern Novomatic das Kapperl sponsern. Sparen und Glücksspiel passt doch überhaupt nicht zusammen.

Die Werbung für die Bank war ein Volltreffer. Mit meiner Lebensplanung haben solche Sprüche aber nichts zu tun. Ich bin nicht so geizig und so gierig. Als mich Novomatic-Eigentümer Graf persönlich angesprochen hat, habe ich mich lange mit dem Unternehmen auseinander gesetzt. Wie funktioniert Glücksspiel, wie sind die Kontrollen? Es gibt in dieser Branche schwarze Schafe, aber Novomatic ist ein absolut korrektes Unternehmen. Da war für mich klar, dass ich es für mich verantworten kann, dieses Kapperl zu tragen. Ich hatte auch keine negativen Reaktionen darauf. Dass Novomatic im Übernahmekampf um Casinos Austria die Nase vorn hat und eine österreichische Lösung möglich wird, macht mich drei Mal so stolz, das Kapperl zu tragen.

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Zu einem sehr ernsten Thema. Wie sehen Sie die Flüchtlingsproblematik?

Die Europäische Union hat komplett versagt. Die Politiker hätten sich vorher schon ausrechnen können, wie groß die Flüchtlingsströme sein werden. Österreich versucht wirklich, mit allen Mitteln zu helfen.

Hat Österreich noch Potenzial für weitere Flüchtlinge?

Ja, und es muss sich keiner fürchten. Christian Konrad zum Flüchlingskoordinator zu bestellen, war die beste Entscheidung. Er ist der bestvernetzte Mensch in Österreich. Das Potenzial an Unterbringungsmöglichkeiten und Arbeitsplätzen ist noch lange nicht ausgeschöpft. Aber auf Dauer wird es so nicht weitergehen. Die EU muss Lösungen finden. In Syrien und beim Eintritt in die EU.

Was halten Sie vom Wiener Wahlkampf?

Das Flüchtlingsthema passt Strache voll ins Konzept, keine Diskussion. Er hat das Glück der Stunde. Ich glaube, es wird sehr eng und irgendwie läuft’s sehr seltsam.

Die FPÖ schürt die Angst der Menschen, ist das moralisch vertretbar?

Wer eine Wahl gewinnen will, muss alle Möglichkeiten ausschlachten. Jeder will gewinnen, das ist wie im Sport. Der, der angreift, hat es natürlich leichter. Aber wenn die Mehrheit der Wiener tatsächlich Strache will, muss sich Häupl den Vorwurf gefallen lassen, warum er es nicht besser gemacht hat als Strache und warum er es nicht geschafft hat. Dann war Strache eben besser.

Glauben Sie, dass VW den Abgas-Skandal überleben wird?

Es überrascht mich, dass ein Weltkonzern so was gemacht hat. Vor lauter Druck und Gier wurden die falschen Entscheidungen getroffen. VW wird überleben, das ist für mich klar. Vielleicht mit Einschnitten. Aber das wird eine Herkules-Arbeit. 40 Prozent des Gesamtkapitals vernichtet, jahrelange Baustellen. Ich verstehe nicht, warum VW dieses Risiko von Anfang an eingegangen ist. Das erinnert mich irgendwie an den Weinskandal. Seither haben wir viel besseren Wein in Österreich. VW wird nachher die besseren Autos bauen.

Sie haben fünf Kinder. Halten Sie die Einführung einer Erbschaftssteuer für gerecht?

Ich bin absolut dagegen. Da arbeitet man sein ganzes Leben und baut für seine Kinder etwas auf, damit sie einen leichteren Start haben. Dann greift der Staat zu und nimmt den Kindern alles weg. Die Steuerbelastung in Österreich ist ohnehin so hoch, dass man sich fragt, ob das alles noch sinnvoll ist.

Eine moderate Erbschaftssteuer auch nicht? Nein, Hände weg!

Mit der Journalistin Conny Bischofberger verfasste Lauda das Buch „Reden wir über Geld“, edition a, 201 Seiten, 21,90 Euro.