Neue Wettfahrt der Fernbusse
Von Simone Hoepke
Ein Berliner Start-up will den österreichischen Fernbus-Markt aufrollen. Ab 25. Juni fährt die deutsche MeinFernbus GmbH auch ab dem Wiener Stadioncenter in deutsche Städte. Und das zu Kampfpreisen. Tickets für die Strecke Wien – München gibt es ab 19 Euro, jene nach Stuttgart ab 29 Euro. "Unser Pricing-System funktioniert wie jenes bei Airlines", erklärt Panya Putsathit, Mitgründer und Geschäftsführer der deutschen MeinFernbus GmbH.
Wien ist die zweite Stadt in Österreich, die von MeinFernbus angefahren wird. Von Innsbruck aus fahren die Busse des Unternehmens bereits sechs Mal täglich nach München. Im Sommer soll das Streckennetz weiter ausgebaut werden. Das Unternehmen hat ab Wien die Strecken Berlin, Dresden, Köln, Nürnberg und Frankfurt am Main beantragt.
Liberalisierung
Innerösterreichische Verbindungen sind derzeit aber nicht geplant. Die Verbindung Wien–Salzburg würde wohl aber auch am Einspruch der ÖBB scheitern. Denn der Fernbus-Linien-Verkehr in Österreich ist noch nicht liberalisiert. Im Gegensatz zu jenem in Deutschland, wo der Markt Anfang 2013 geöffnet wurde. Seitdem ist die Zahl der genehmigten Fernbuslinien von 109 auf aktuell knapp 250 gestiegen. Der Markt boomt.
Mit seinem Geschäftsmodell ist das Berliner Unternehmen gerade einmal zwei Jahre nach der Gründung zur Nummer eins am deutschen Fernbus-Markt aufgestiegen. Der Marktanteil liegt laut eigenen Angaben bei knapp 40 Prozent. Eigene Busse besitzt das Unternehmen aber nicht. MeinFernbus kooperiert mit 70 klein- und mittelständischen Busunternehmen, die insgesamt eine Flotte von knapp 250 Bussen auf die Straße bringen. Aktuell gebe es 6000 Busunternehmen in Deutschland mit rund 60.000 Bussen.
"In Österreich ist das Marktumfeld ganz anders als in Deutschland. Wir haben kürzere, von den ÖBB gut erschlossene Netze", sagt Paul Blachnik, Geschäftsführer des Fachverbands Autobus-, Luftfahrt- und Schifffahrtunternehmungen in der Wirtschaftskammer Österreich.
"In Österreich gibt es aktuell etwas mehr als 1300 Busunternehmer", erklärt Blachnik. Laut dem Branchenverband werden in Österreich sieben Prozent aller Urlaubsreisen mit dem Bus unternommen – das entspricht mehr als 600.000 Reisen. "Tradition haben unter anderem die Linien in den südosteuropäischen Raum", verweist Blachnik auf die hohe Zahl von Fahrgästen, die mit dem Bus Freunde und Familie besuchen fahren. Auch im südburgenländischen Raum gibt es mangels Schienenkonkurrenz hochfrequentierte Fernbuslinien.
Die Nummer eins am Markt ist die ÖBB/Postbus GmbH mit mehr als 2300 Bussen und mehr als 4800 Mitarbeitern. Zweitgrößter der Branche ist das burgenländische Familienunternehmen Dr. Richard, das rund 800 Autobusse betreibt. Auf Rang drei reiht sich das burgenländische Familienunternehmen Blaguss mit Tochterunternehmen in Ungarn, der Slowakei und Tschechien ein. Der Fuhrpark umfasst rund 330 Fahrzeuge, unter anderem werden die Westbus-Linien von Blaguss betrieben.
Viele kleine Busfirmen
Die privaten Busunternehmer in Österreich sind aber überwiegend klein- bis mittelständischen Unternehmen mit durchschnittlich fünf Bussen und fünf Beschäftigten. "Von den 6500 Linien- und Reisebussen sind knapp 80 Prozent in Privatbesitz", erklärt Blachnik.