Wirtschaft

Modetempel der Superlative eröffnet

In der Wiener Innenstadt fliegen die Fetzen. Ab 1. September ist die Kärntner Straße im Modebereich mit einem Schlag um 12.000 Quadratmeter Verkaufsfläche reicher. Das Düsseldorfer Modehaus Peek&Cloppenburg eröffnet sein sogenanntes Weltstadthaus ganz nach dem Motto "klotzen, nicht kleckern".

Viele Modefans freut das, doch es gibt auch Unmut: "Das ist eine völlig unsensible Architektur", spricht RegioPlan-Standortberater Wolfgang Richter von "einem Kniefall vor dem britischen Stararchitekten David Chipperfield". Politiker und Städteplaner würden aus Angst, als provinziell abgestempelt zu werden, den Plänen von Stararchitekten oft zustimmen, ärgert er sich über den Koloss, der die traditionellen Häuser in der Nachbarschaft buchstäblich in den Schatten stellt.

Frequenzbringer

Das Angebot in großen Einkaufsstraßen wird längst von internationalen Konzernen dominiert. Richter: "Selbstständige Händler ohne klare Positionierung werden überrollt." Geschäftsleute wie Hans Schmid, dem das Kaufhaus Steffl in der Kärntner Straße gehört, sehen eher die Sonnenseite. "P&C macht viel Werbung und wird viel Frequenz bringen. Davon werden alle profitieren." Die Kleinen können sich die Mieten in Top-Lagen nicht mehr leisten, die Großen sichern sich immer größere Flächen. Nebeneffekt: Eine Einkaufstraße gleicht zunehmend der anderen.

Gertrude Ostovics trotzt der Entwicklung. Sie betreibt seit 1968 auf 70 Quadratmetern ihr Tischkultur-Geschäft am Wiener Stephansplatz und ärgert sich, dass "die Kärntner Straße zu einer Fetzenmeile verkommen ist". Ostovics: "Ob Paris, London: überall die gleichen Fetzen, die gleichen Preise, das gleiche Marketing und die gleichen Portale." Immer mehr Billig-Marken würden einziehen, das alte Flair der Innenstadt verloren gehen. "Je billiger die Geschäfte werden, desto weniger gut ist auch die Kundschaft. Das ist eine Abwärtsspirale. Aber mit der Meinung steh ich auf einsamer Flur", so die Geschäftsfrau.

Immer mehr Textil

Tatsächlich ist der Textil-Anteil in der Kärntner Straße binnen zwei Jahren von knapp 50 auf 60 Prozent gestiegen, hat RegioPlan errechnet. Dazu beigetragen haben große Modehäuser wie P&C und Forever21. Wo die großen Frequenzbringer - wie H&M, Zara und Peek&Cloppenburg - sind, wollen auch andere Textilhändler sein.

Im Vorjahr hat die Branche dank neuer Flächen ein nominelles Umsatzplus von 3,5 Prozent erwirtschaftet. Flächenbereinigt stagnierte die Branche allerdings. Unter den expansivsten Anbietern war neben Adler und Marc O'Polo auch die oberösterreichische Firma Fussl. Der größte Player am Markt bleibt die schwedische Textilkette Hennes&Mauritz, gefolgt von den drei deutschen Ketten C&A, P&C und kik.

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