Wirtschaft

Modemarken geloben Besserung

31 führende Handelskonzerne der Textilbranche haben ein Abkommen für mehr Sicherheit in Fabriken unterzeichnet. Von einem "Wendepunkt" spricht der internationale Gewerkschaftsdachverband UNI Global Union in Genf. "Die Umsetzung beginnt jetzt." Die Vereinbarung soll Millionen Arbeiter in Textilfabriken in Bangladesch besser schützen. Damit reagieren die Unternehmen auf Forderungen der Gewerkschaften nach dem Einsturz eines Fabrikgebäudes am 24. April nahe Dhaka mit mehr als 1100 Toten.

Die Frist für die Unterzeichnung des Abkommens war um Mitternacht in der Nacht auf Donnerstag abgelaufen. "Ziel ist die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und des Lebens der am meisten ausgebeuteten Arbeitskräfte der Welt, die unter gefährlichen Verhältnissen 38 Dollar (29,54 Euro) im Monat verdienen", sagte Jyrki Raina, Generalsekretär der an der Ausarbeitung des Abkommens beteiligten Gewerkschaft IndustriALL Global Union. Die Konzerne verpflichten sich, den Brandschutz und die Gebäudesicherheit in den Fabriken zu erhöhen.

Insgesamt sind in das Abkommen laut Gewerkschaftsangaben mehr als 1000 Zulieferbetriebe und Zwischenhändler und damit ein großer Teil der rund vier Millionen Textilarbeiter in Bangladesch eingebunden. Unter dem Eindruck der jüngsten Katastrophe in Bangladesch schlossen sich innerhalb weniger Tage die meisten der großen Handelsketten - darunter H&M, C&A, Tschibo, Primark, Aldi, Zara, Benetton und Abercrombie & Fitch - der Vereinbarung an.

Verweigerer

Die US-Konzerne Gap und Walmart - das weltgrößte Einzelhandelsunternehmen - hätten sich jedoch bislang geweigert, erklärte Philip Jennings, Generalsekretär von UNI Global Union. Dies sei "ein Fehler, den die Konsumenten nicht vergessen werden", sagte er. Walmart teilte mit, der Konzern werde eigene Kontrollen in allen 279 Fabriken durchführen, die in Bangladesch für ihn produzieren.

Die Kampagne für Saubere Kleidung (CCC) kritisierte, auch deutsche Unternehmen hätten das Abkommen nicht unterzeichnet. "Sie wollen an bestehenden Konzepten festhalten." Gisela Burckhardt von der CCC sagte, die jüngste Katastrophe in Bangladesch habe gezeigt, "dass bisherige Kontrollen die Probleme mehr vertuschen als offenlegen. Wir fordern die Verweigerer auf, ihre Entscheidung zu überdenken und zu berücksichtigen, dass ihr Vorgehen Menschleben gefährdet."

Wollen Konsumenten wissen, wo ein Kleidungsstück hergestellt wurde, werden sie nicht selten in die Irre geführt. Ganz legal. Ein Regelwerk, das genau festlegt, welche Be- und Verarbeitungsschritte an einem Produkt zu setzen sind, um etwa „Made in Austria“ anzubringen, existiert nicht. Die EU schreibt nur recht vage vor, das Land als Herkunftsland zu bezeichnen, in dem „die letzte wesentliche, wirtschaftlich gerechtfertigte Be- und Verarbeitung“ vorgenommen wurde. Ein paar letzte Handgriffe im Inland und schon kann die Lohnfertigung im Billiglohnland verschleiert werden. Falsch-Deklarierung wäre aber unlauterer Wettbewerb.

Pläne der EU, „Made in ...“-Kennzeichnung nur noch zu erlauben, wenn mindestens 45 Prozent der Wertschöpfung aus diesem Land stammen, liegen auf Eis. Das 2004 eingeführte, freiwillige Label „Made in the EU“ wird in erster Linie von osteuropäischen Ländern verwendet.

Immer mehr Hersteller greifen zu Marketing-Labels wie „Made by ...“, „Designed in ...“ oder „Developed in ...“, die freilich nichts über den Fertigungsort aussagen. Neueste Verschleierungstaktik für „Made in China“ ist „Made in PRC“ (steht für People’s Republic of China). Faire Arbeitsbedingungen kennzeichnen Labels wie GOTS „Global Organic Textile Standard“ oder „Fairtrade“.