Ernsting’s legt einige Nummern zu
Von Simone Hoepke
Weil die Umsätze nicht in den Himmel wachsen und verstärkt im Internet gemacht werden, werden die Verkaufsflächen in den kommenden Jahren zusammenschrumpfen, sind sich Handelsexperten einig. Das deutsche Familienunternehmen Ernsting’s family bleibt davon unbeeindruckt. Die Zeichen stehen auf Expansion – zumindest in Österreich.
"Wir sind hier 2010 an den Start gegangen und haben aktuell 76 Standorte", sagt Österreich-Geschäftsführer Roland Steyer. "In den nächsten fünf bis sieben Jahren wollen wir die Filialzahl verdoppeln." Allein heuer sind 15 Märkte in Bezirksstädten, Einkaufszentren und Fachmarktzentren dazugekommen. In Wien (inklusive SCS und Gerasdorf) zählt das Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen mittlerweile 17 Läden. Auf der Bundesländerkarte ist Vorarlberg der letzte verbliebene weiße Fleck – der kommenden Mai mit einem Markt in Rankweil geschlossen wird. Das Familienunternehmen sichert sich ohne viel Wirbel auch in Österreich einen Platz neben Konkurrenten wie C&A, aber auch Diskontern wie Kik, Takko oder NKD.
Leicht ist das Umfeld nicht. Der Textilmarkt in Österreich ist 5,6 Milliarden Euro schwer. Große Wachstumsschübe sind in den vergangenen Jahren ausgeblieben. Ausländische Versandhändler leiten Umsätze auf ihre Konten um.
"Der Umsatzkuchen für Textilhändler in Österreich könnte sogar kleiner werden", fürchtet selbst Steyer. Ernsting’s family macht derzeit fünf Prozent des Geschäfts im Internet. Die meisten Kunden holen sich die Bestellung versandkostenfrei in der Filiale ab – und kaufen bei der Gelegenheit gleich noch ein bisschen mehr ein. "Deswegen expandieren wir auch so zügig", erklärt Steyer. Die Zukunft sieht der Handelsexperte, der zuvor beim Konkurrenten C&A gearbeitet hat, in der Verbindung des Onlinegeschäfts mit den stationären Läden.
1700 Standorte
Österreich ist übrigens die einzige Auslandstochter von Ernsting’s family. Im abgelaufenen Geschäftsjahr (per Ende Juni) hat der Modehändler 844 Millionen Euro netto umgesetzt und mehr als 10.500 Mitarbeiter in mehr als 1700 Filialen beschäftigt. In Österreich ist die Mitarbeiterzahl auf 300 gestiegen.