Modebranche: Angriffslustige neue Anbieter
Von Simone Hoepke
Im Textilhandel fliegen die Fetzen: Der Sommer hat heuer mehr oder weniger im September stattgefunden – just als die Sommerware weggeräumt und die Herbstware in die Regale geschlichtet wurde. Und zum Start in den Winter haben die Temperaturen wenig Lust auf dicke Pullis und Daunenjacken gemacht. Die Ware lag phasenweise wie Blei in den Regalen. Viele Händler haben früh die Nerven weggeschmissen und eilig ihre „Sale-Schilder“ plakatiert. Die ersten Winterschluss-Aktionen gab es bereits Anfang Dezember.
„Luft draußen“
Das haben auch jene zu spüren bekommen, die erst nach Weihnachten Prozente gegeben haben, wie die Modekette Jones. „Da war schon viel Luft draußen“, sagt Gabor Rose, Chef der österreichischen Textilhandelskette. Er hält dennoch an seinem Credo fest, erst nach Weihnachten die Preise purzeln zu lassen. Ware, die dann nicht mehr an den Mann gebracht werden kann, wird mit einem Jahr Verzögerung in den beiden Outlet-Stores (in Parndorf und der Lugner City) verkauft.
Die Zeiten, in denen Textilhändler Ware eigens für den Ausverkauf zugekauft haben, sind mehr oder weniger vorbei. „Früher wurde uns die Billigware aus den Händen gerissen. Aber heute gibt es sie das ganze Jahr über bei Billiganbietern“, sagt ein Branchenvertreter mit Blick auf Diskonter wie Kik. Auf dem Markt bleibt kein Stein auf dem anderen, auch wenn sich H&M, C&A und P&C seit Jahren unter den Top 3 halten können. Marken wie adessa, Schöps oder Don Gil mussten das Handtuch werfen. Dafür erscheinen neue Mode-Riesen auf der Bildfläche.
So wie die irische Textilkette Primark, die mit mehr als 200 Filialen in sieben Ländern bereits mehr als drei Milliarden Euro Umsatz mit Mode zu Billigstpreisen macht. Im Spätsommer 2012 eröffnen die Iren im Innsbrucker Shoppingcenter Sillpark ihren ersten Shop in Österreich. Auch im Osten Österreichs wollen sie Fuß fassen. Derzeit laufen Verhandlungen mit dem Shoppingcenter G3 in Gerasdorf, das heuer im Frühjahr seine Pforten öffnet.
In Herbst 2011 ging Hollister in Österreich an den Start, zuvor hat die Modekette Forever 21 an zwei der besten Plätze in Wien eröffnet. „Immer mehr Marken streiten sich um die Kundengruppe der 15- bis 25-jährigen Frauen“, bringt es Hanna Bomba-Wilhelmi vom Standortberater RegioPlan auf den Punkt.
Konkurrenzkampf
„Nirgends in der EU ist die Flächendichte gemessen an der Einwohnerzahl so hoch wie in Österreich. Dagegen ist Deutschland ein Entwicklungsland“, kommentiert Karl Mayer, Inhaber der österreichischen Modekette Fussl, den Markt. Der Oberösterreicher hat sich viele Flächen von gestrauchelten Mitbewerbern gesichert. Die mehr als 100 Fussl-Standorte in Österreich erwirtschaften einen Jahresumsatz von 110 Millionen Euro.