Wirtschaft

Mobiles Zahlen: Match um Geldbörse der Zukunft

Im Werbefilm von MasterCard geht es ruck-zuck: Ein Mann verfolgt auf dem Tablet-PC ein Baseball-Match. Das Trikot seines Stars gefällt ihm. Er tippt es am Bildschirm an und öffnet damit den Online-Shop mit exakt diesem Fan-Shirt. Eine weitere Berührung und es liegt im Warenkorb, noch eine und es erscheint seine virtuelle MasterCard. Ein Mal darauf getippt und die Zahlung ist erledigt. Wohin geliefert werden soll, zeigt die virtuelle Visitenkarte, die den Kaufvorgang abschließt. (Dumm nur, wenn der Akku gerade leer ist ...)

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Die Botschaft ist klar: Bargeld oder Kreditkarte werden überflüssig, alles, was jetzt noch im Geldbörsel liegt, ist künftig digital im Smartphone oder Tablet-PC untergebracht: Parkschein lösen, Bahnticket kaufen, Rabatte lukrieren oder Kundenkarten nutzen mit nur einem einzigen Gerät, das immer dabei ist. "Die Jugend will zum Ausgehen nur noch ihr Handy mitnehmen und nicht auch noch Geldbörse und Plastikkarten", glaubt Gary Flood, Produktmanager bei MasterCard. Der US-Kreditkartenriese will eine Schlüsselrolle bei digitalen Bezahlsystemen spielen und kooperiert mit Intel oder Google, um die komplette Infrastruktur abzudecken. Mit den MasterCard Labs in Dublin wurde eigens ein Innovationszentrum für Zahlungslösungen eingerichtet.

Das Engagement des Konzerns ist nachvollziehbar. Marktforscher gehen davon aus, dass im Jahr 2020 bereits mehr als die Hälfte aller Zahlungen, online wie offline, über ein mobiles Endgerät erfolgen wird. Vorreiter sind Fast-Food-Ketten, Snack-Shops und Cafés.

Mitbewerber

Kreditkartenfirmen und Banken laufen Gefahr, im Match um den Zahlungsverkehr der Zukunft den Anschluss – und damit Marktanteile oder Kundenkontakte – zu verlieren. Zahlreiche neue Mitbewerber scharren in den Startlöchern:

- Telekomkonzerne Netzbetreiber wittern im Geldgeschäft Zusatzeinnahmen und beschaffen sich Bank­lizenzen. In Österreich ist die A1-Tochter Paybox mit beliebten Services wie Handy-Parken oder Handy-Fahrschein Marktführer beim mobilen Bezahlen.

- Start-ups Im Markt wimmelt es von Neugründungen, die von Investoren heiß begehrt sind. Geradezu gehypt wird derzeit das US-Start-up Square, das ein Kartenlesegerät für Smartphones entwickelt hat. Damit kann jeder Handy-Besitzer Kreditkartenzahlungen entgegennehmen. Breit bekannt wurde Square durch das einfache Sammeln von Spenden vor Ort im US-Wahlkampf.

- Internetriesen Google ersetzt Bargeld und Karten durch eine elektronische Geldbörse (Wallet) in Smartphones mit Android-Betriebssystem. Mittels Nahfunk-Technologie (NFC) – siehe auch Artikel Seite 12 – wird die Bank- oder Kreditkarte ins Handy geladen und über einen Chip an der Kassa abgerufen. In den USA stehen bereits 200.000 Terminals für das Google Wallet bereit. Der Wallet-Dienst weist jedoch Sicherheitsmängel auf. eBay will mit seinem Online-Bezahlsystem PayPal nicht nachstehen und brachte eine Smartphone-Lösung auf den Markt. Amazon arbeitet ebenfalls an einer Lösung.

Für Karim Taga, Telekom-Experte bei Arthur D. Little, dauert es "mindestens noch 20 Jahre, bis alles über das Handy abgewickelt wird". Derzeit sei noch unklar, welche Standards sich durchsetzen werden. Die mobilen Zahlungssysteme würden aber für alle Player inklusive den Händlern "riesige Möglichkeiten" bieten. Als Beispiele nennt Taga personalisierte Rabatt-Aktionen von einem Modehändler.

 

Bargeld am beliebtesten, Handy holt stark auf

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Gewohnheiten lassen sich nicht so schnell verändern. Die Österreicher bezahlen nach wie vor am liebsten mit Bargeld. Beträge bis zu zehn Euro werden fast ausschließlich cash bezahlt, geht aus einer Analyse des Beratungsunternehmens Capgemini hervor.

Demnach zahlen die Österreicher im Schnitt nur vier Mal pro Monat mit Plastikkarte (Bankomat- oder Kreditkarte). Zum Vergleich: In Schweden, Finnland oder Dänemark werden die Karten fast drei Mal so häufig verwendet. "Die meisten Österreicher greifen zur Banko­matkarte, um Bargeld abzuheben, anstatt damit direkt zu bezahlen", heißt es in der Capgemini-Analyse. Als Gründe für die Barzahlung nennen die Österreicher die Gewohnheit, die bessere Übersicht über die eigenen Finanzen, aber auch die schnellere Abwicklung als mit Karte.

Für größere Geldbeträge wird die Kreditkarte mehr und mehr zum Standard. Die Zahl der Transaktionen ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Aktuell sind etwa 40 Prozent aller Zahlungen in Österreich Kartenzahlungen.

Das Handy als Geldbörsen-Ersatz gewinnt vor allem beim Parkschein- und Ticketverkauf an Bedeutung. Nach Daten des Marktforschers Integral nutzt derzeit jeder Zehnte das Handy zum Bezahlen.

Kontaktlos

Noch in den Kinderschuhen steckt das berührungslose Bezahlen mittels Nahfunk-Technologie (NFC). Es soll 2013 so richtig durchstarten. Der heimische Kartenanbieter PayLife, Marktführer beim bargeldlosen Bezahlen, rüstet gerade alle seine Bankomat-Terminals für NFC aus und startete kürzlich ein Pilot-Projekt mit Thalia. Dabei kommt die PayLife-Wertkarte Quick zum Einsatz. MasterCard und Visa bieten mit paypass und payWave bereits Kreditkarten an, mit denen kontaktlos bezahlt werden kann. Die A1-Tochter Paybox hat erste Pilotprojekte mit McDonald’s und Merkur laufen.

Zunehmender Beliebtheit erfreuen sich die Banking-Applikationen. Laut Integral erledigen schon acht Prozent aller Handy-Besitzer Bankgeschäfte wie Überweisungen oder Wertpapierinfos mobil von unterwegs.