Mit hundert Wassern gewaschen: Robert Rogner
Von Simone Hoepke
Warum Putin sein Dolmetscher war und die Amis meinten, er solle sich schämen. Als Anfang der 1990er-Jahre Panzer vor dem Kreml Stellung bezogen, wurde sogar Robert Rogner nervös. Seine Baufirma sanierte gerade das Hotel National direkt gegenüber dem Kreml – ein 700 Millionen Schilling schwerer Auftrag.
Rogner, einer der ersten westlichen Unternehmer, der im ehemaligen Ostblock tätig war, kann stundenlang solche Geschichten erzählen. Etwa jene, als der Bürgermeister von St. Petersburg ein Gegenstück zum National in Moskau haben wollte. Rogner solle nach St. Petersburg kommen und ein geeignetes Palais aussuchen. Jenes, in dem ein Treffen vereinbart wurde, war scheinbar menschenleer. Rogner klopfte an viele Türen, im letzten Stock öffnete er eine weitere. "Hinter der Tür schliefen zwei Männer mit dem Kopf auf der Tischplatte. Der eine war Putin. Er war die kommenden Tage unser Dolmetscher", erzählt er. Sein damaliger Eindruck des heutigen Präsidenten: "Er war, wie Geheimagenten halt so sind. Sehr korrekt, aber man hat keine Gefühle gespürt."
Den Osten hat er immer gemocht, sagt der Kärntner, der sich oft mit seinen Slowenisch-Kenntnissen durchgeschlagen hat. Mit der Neidgesellschaft in seiner Heimat ist er aber nie warm geworden. Sein Plan, Kärntner Skigebiete zu verbinden, ist in den 1980ern gescheitert. Aus dem Tibet-Zentrum in Hüttenberg ist auch nichts geworden, und mit seinen Plänen für ein Historyland bei Villach hat er viel Geld verbrannt. Man merkt, dass ihn das noch immer wurmt.
Rogner lehnt sich in seinem Bürosessel zurück und zündet sich eine Zigarre an. Es ist ein Feiertag, aber der 74-Jährige ist nach wie vor täglich im Büro. "Zigarre rauchen habe ich bei Fidel Castro gelernt", erzählt er und grinst wie ein Schulbub. Castro habe ihn 1980 nach Kuba geholt, um die Insel touristisch zu erschließen. Oft sei er auf Kuba gewesen, habe Pläne und Finanzierungsmodelle präsentiert. Letztlich zogen die österreichischen Banken ihre Kreditzusagen zurück – auf Druck der Amerikaner. Diese setzten Rogner auf die Shame List. Er solle sich dafür schämen, mit Castro zusammenzuarbeiten.
Rogners Leben ist voller Höhen und Tiefen. 1978, als alle große Bettenburgen bauten, zog er Bauerndörfer hoch und fand, dass diese aus altem Holz sein müssten. Also schickte er Viehhändler los, um für ihn alte Holzhäuser zu kaufen. Er rechnete mit weniger als einem Dutzend. Es wurden 400 und fast sein finanzieller Ruin. Die TUI-Vorgängerorganisation verkaufte zwar schon die Gästebetten, aber die Häuser waren noch gar nicht gebaut, weil sich Hoteliers gegen die Baubewilligung stemmten. Nach vielen Schwierigkeiten entstanden vier Bauerndörfer in Kärnten, die Rogner später an die TUI verkaufte.
Tirana und Bad Blumau
Heute gehören Rogner noch die Therme Bad Blumau und ein 4-Sterne-Hotel in Tirana, das er gebaut hat, als es gezählte drei Autos in der Stadt gab. Wie so oft wurde er dafür für verrückt erklärt. Heute trägt das Haus in Albanien ein Drittel zu seinem Umsatz – zuletzt 30 Millionen Euro – bei. Als sein "Meisterwerk" bezeichnet er Bad Blumau, das er mit dem Künstler Hundertwasser verwirklicht hat.
Vom Maurer zum Millionär Als Angestellter hatte Rogner Appartementhäuser in Spanien gebaut. 1968 macht er sich selbstständig und errichtet das erste Appartementhaus (400 Betten) in Kärnten. Solche Häuser würde er heute nicht mehr bauen, sagt er. Später lässt er Bergbauernhäuser abtragen und baut daraus sein erstes Feriendorf mit 400 Betten am Faaker See, weitere drei (mit insgesamt 1600 Betten) folgen. In Bulgarien baut er 1981 das Feriendorf Düni mit 5000 Betten, in Wien revitalisiert er 1983 das Hotel Biedermeier im Sünnhof, in Tirana zieht er 1995 das erste 4-Stern-Hotel hoch. Er arbeitet mit Künstlern wie Friedensreich Hundertwasser (Bad Blumau) oder Ernst Fuchs (St. Veit) zusammen. Rogner und seine Frau Melitta, die maßgeblich am Aufstieg des Unternehmens beteiligt war, haben zwei Kinder und neun Enkelkinder.