Agrapolitik: „Umweltprobleme werden auf Landwirte abgewälzt“
In den kommenden Wochen entscheidet die Europäische Union über die Zukunft der Landwirtschaft. Derzeit laufen Verhandlungen zischen dem Rat, der Kommission und dem EU-Parlament über die künftige Gestaltung der gemeinsamen Agrarpolitik. Es geht dabei um mehr Ökologie in der Landwirtschaft ab 2023.
Der Präsident der Land- und Forstbetriebe, Felix Montecuccoli bekennt sich zur Ökologisierung, warnt aber vor falschen Weichenstellungen: „Die Umweltprobleme werden auf die Landwirtschaft abgewälzt. Das Konsumverhalten wird ebenso ausgeblendet wie die Einkommen der Landwirte.“
Die Bauern bekommen als Förderung Flächenprämien sowie Zahlungen für Umweltschutzmaßnahmen. Es wird überlegt die Flächenprämien zu streichen oder massiv zu kürzen und stattdessen die Subventionen für Umweltmaßnahmen deutlich anzuheben. Es gibt also nicht mehr Geld, sondern es wird nur anders verteilt.
Umverteilung
Montecuccoli sieht massive Probleme bei einer solchen Umverteilung. „Die Direktzahlungen sorgen für leistbare Lebensmittel und sichern die Einkommen der Landwirte. Sie sind lebenswichtig für die Betriebe.“
Die Einkommen in der Landwirtschaft sind in den vergangenen Jahren nicht gestiegen. Der Grund dafür ist, das die Produktionskosten im Agrarbereich stärker steigen als die Lebensmittelpreise. Maßnahmen für mehr Umweltschutz müssten daher nachhaltig und entlang der gesamten Wertschöpfungskette für Lebensmittel entwickelt werden, verlangt Montecuccoli.
Zumal es für die Bauern durch den Klimawandel immer schwieriger wird, langfristig zu planen. Die Ernteausfälle nehmen zu. Wegen der niedrigen Temperaturen im April beträgt der Gesamtschaden für die Obstbauern laut Hagelversicherung 35 Millionen Euro.
Auch die Umstellung auf biologische Landwirtschaft ist keine Garantie für ein sicheres Einkommen. Bei Bioroggen sind die Preise so stark gesunken, dass es verglichen mit konventionellen Roggen keine Unterschiede mehr gibt. Die Kundschaft für Bioprodukte ist nicht beliebig erweiterbar.
Auch wegen der Corona-Pandemie und dem Lockdown in der Gastronomie und im Tourismus bleiben Baueren auf ihren Produkten sitzen. Das gilt für Kartoffeln ebenso wie für Braugerste. Ein Betroffener ist der Vizepräsident der Land- und Forstbetriebe, Zeno Piatti-Fünfkirchen: „Ich sitze selbst noch auf 75 Tonnen Kartoffeln.“ Etwa einen Monat sind sie noch essbar.