Mehr "Made in Austria" in der IT-Branche
Von Anita Staudacher
Google, Apple, Facebook, Microsoft, Amazon, IBM etc.: Nur noch wenige Weltkonzerne beherrschen die globale Kommunikation und Vernetzung in der Informations- und Kommunikationstechnologie (engl. ICT). Ob ihrer Marktmacht rollen sie ihre Geschäftsmodelle weltweit aus, fahren über lokale Gegebenheiten drüber und verdrängen kleinere Anbieter vom Markt. Zugleich werden Abhängigkeiten geschaffen, die nur noch schwer rückgängig zu machen sind.
Für Wolfgang Horak, Geschäftsführer von ICT Austria, ein alarmierendes Signal. "Es gibt heute kein Unternehmen, das ohne ICT auskommt. ICT-Lösungen werden aber auch für den Betrieb und die Steuerung von Energie- und Verkehrsinfrastruktur, in der Verwaltung sowie im Gesundheitswesen eingesetzt", erläutert Horak.
Alles digital
Durch die Digitalisierung wandern bisher eigene Ressourcen wie Daten, Vernetzung und Sicherheit vermehrt "in die Cloud", also in irgendwo auf der Welt verteilte Rechenzentren großer IT-Konzerne, ab. Erst einmal im Besitz dieser Ressourcen, übernehmen die Konzerne dann als Komplettanbieter ganze Geschäftsmodelle, wie das Beispiel Google eindrucksvoll zeigt. "Damit beraubt sich Österreichs Wirtschaft wichtiger Wettbewerbsvorteile", meint Horak.
Was dies für Arbeitsplätze, Innovationskraft und letztlich Steuereinnahmen in Österreich bedeute, könne sich jeder ausmalen. Horak fordert: "Bei der Digitalisierung muss die Kompetenz für Forschung und Entwicklungd und die ICT-Wertschöpfung in Österreich bleiben". Dass dies möglich ist, zeigt die Plattform ICT Austria. Fünf Unternehmen aus der Branche, darunter Kapsch BusinessCom, Braintribe und bit group bündelten ihre Kräfte, um lokale Wertschöpfung in Österreich zu halten. Zehn weitere Mitglieder sind inzwischen dazugekommen. Beitrittsvoraussetzung: Mehrheitlich österreichischer Besitz, Headquarter in Österreich und "Steuern im Land zahlen". Weitere Mitglieder, auch Start-ups, seien herzlich willkommen.
Bewusstseinsbildung
Horak will mit der als Verein gegründeten Plattform vor allem das Bewusstsein für vorhandene ICT-Stärken im Land heben. Keinesfalls gehe es ihm um Re-Nationalisierung oder gar Abschottung, betont er. Schul-Initiativen wie "Smart-Kids" sollen die Begeisterung für Technik heben. Wunsch an die Regierung: "Wir brauchen eine Galionsfigur, die das Thema Digitalisierung vorantreibt."
In Österreich sind etwa 15.000 Unternehmen mit rund 100.000 Beschäftigten im ICT-Sektor tätig. Wegen der zunehmenden Digitalisierung wird die Zuordnung zum Sektor immer schwieriger.