Masterplan für ein gutes Landleben
Von Simone Hoepke
Zwei von drei Österreichern leben im ländlichen Raum. Noch. Vor allem Jugendliche zieht es auf der Suche nach Arbeit in die Städte – oder sie kommen nach dem Studium nicht mehr zurück in ihre Heimatgemeinden am Land. Besonders in strukturschwachen Regionen nimmt die Abwanderung kein Ende. Prognosen zufolge wird etwa die Einwohnerzahl in der steirischen Region Murau bis 2030 um 11,5 Prozent schrumpfen. Weniger Einwohner heißt weniger Infrastruktur und setzt so eine weitere Abwärtsspirale in Gang. Gleichzeitig steigt die Bevölkerungszahl in Wien jedes Jahr um rund 50.000 – was in etwa der Einwohnerzahl von St. Pölten entspricht.
Agrarminister Andrä Rupprechter will sich 2017 daher schwerpunktmäßig den ländlichen Regionen widmen. Geht es nach seinen Vorstellungen, sollen Bundesverwaltungsstellen vom Wasserkopf Wien aufs Land verlegt werden – und so Arbeitsplätze in strukturschwachen Regionen geschaffen werden. "Derzeit sind nur vier von 68 Bundesstellen dezentral organisiert", sagt Rupprechter. Zum Vergleich: In Deutschland sind die zentralen Stellen auf 24 Städte, in der Schweiz auf 11 Städte verteilt, so der Agrarminister.
Breitband, Beamte und Bayern
Er will offenbar mit gutem Beispiel voran gehen und hat kürzlich das Bundesamt für Wasserwirtschaft mit 24 Arbeitsplätzen ins oberösterreichische Scharfling verlegt. Vorbild für die Umstrukturierung ist Bayern, das zentrale Verwaltungsstellen in strukturschwache Regionen verlegt. Zudem wünscht sich der Minister weniger Bürokratie bzw. Auflagen für Vereine, etwa Beschränkungen bei Haftungen für ehrenamtliche Funktionäre. Ebenfalls auf der Agenda: Der Breitbandausbau am Land und die Förderung von Frauen, etwa durch mehr Kindergartenplätze und die Förderung von Start-ups. Auch eine Steuerpauschalierung für Kleinstbetriebe – so wie es sie jetzt schon in der Landwirtschaft gibt – steht auf dem Wunschzettel des Ministers. Einziges Problem: Der Agrarminister kann das alles nicht in Eigenregie umsetzen. Rupprechter sieht sein Ressort daher mehr "als treibende Kraft bei der Landeshauptleutekonferenz".
Das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft hat seit 2013 rund 250.0000 Projekte in Österreich unterstützt. Was mit dem Geld passiert ist, soll ab 2017 in einer öffentlich einsehbaren Datenbank ersichtlich sein – und zwar runtergebrochen auf Bezirksebene. Aktuell sind rund 75.000 Fälle in der Datenbank registriert, bis Jahresende sollen es 100.000 sein. Zur Transparenzdatenbank – die die EU schon länger vorschreibt – wird es eine Verlinkung geben.