Wirtschaft

Zusammen ist man auch auf dem Feld weniger allein

Wenn jetzt langsam, aber doch der Winter einzieht, werden auch Bahnhöfe geräumt werden müssen. Das erledigt der Maschinenring. Diese Organisation, die als Verein zur bäuerlichen Selbsthilfe gegründet worden war, hat von den ÖBB den Auftrag für die Schneeräumung erhalten. Der Winterdienst ist aber nur ein Teil des Maschinenring-Angebots. Im Geschäftsjahr 2014 erreichte die Organisation einen Umsatz von insgesamt fast 318 Millionen Euro. Trotzdem ist der Maschinenring in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt.

"Wir organisieren den professionellen Tausch von Personal und Maschinen zwischen den Agrarbetrieben", lautet die Kurzbeschreibung durch Geschäftsführer Matthias Thaler. Ein Mähdrescher etwa ist eine sehr teure Maschine, wird aber nur in der Erntezeit gebraucht. Die Anschaffung rentiert sich oft nur, wenn das Gerät für mehrere Bauern im Bezirk unterwegs ist. Ziel der regionalen Organisationen des Maschinenrings ist die optimale Auslastung des Geräts. Die Tarife werden auf Selbstkostenbasis berechnet. Der Umsatz des Maschinenrings im Agrarbereich betrug im Vorjahr gut 107 Millionen Euro.

Nachbarschaftshilfe

Diese steuerlich begünstigte "Nachbarschaftshilfe" werde allerdings nur im selben Bezirk oder im Nachbarschaftsbezirk angeboten, erläutert Thaler das Prinzip. Daher gibt es allein in Österreich 86 Maschinenringe. Es werden aber auch Dienstleistungen für Dritte erbracht. Die Traktoren der Landwirte sind im Winter nicht ausgelastet und können so zum Schneeräumen eingesetzt werden. Zu den Kunden gehören neben den ÖBB auch 80 Prozent der Gemeinden in Österreich. Wobei die Aufträge der Gemeinden bisweilen auf jene Straßen und Wege beschränkt sind, für die es sich nicht lohnt, eigenes Räumgerät zu kaufen. "Das ist ein Zuerwerb in einer für die Landwirte sonst ökonomisch toten Zeit", erklärt Thaler, warum diese Jobs beliebt sind.

Der Umsatz in diesem Bereich ist wegen der warmen Winter von 166 auf rund 151 Millionen Euro gesunken. Im Sommer werden Arbeiten wie das Beschneiden von Bäumen oder das Mähen von Böschungen angeboten.

Im Personalleasing ist der Maschinenring mit einem Umsatz von 59 Millionen Euro aktiv. "Wir sind kein typisches Zeitarbeitsunternehmen", betont Thaler. Schließlich gehe es vor allem um Zusatzeinnahmen zur Landwirtschaft. Rund 43 Prozent der Arbeiten entfallen auf Bauleistungen. Viele Bauern verfügen über umfangreiche Erfahrungen im Baubereich.

Notlage

In Notsituationen wie Unfall oder Krankheit organisiert der Maschinenring Personal, das den Job am Bauernhof erledigt. Thaler: "Wir sind auch eine Selbsthilfeorganisation und haben etwa 5000 Einsätze pro Jahr." Die Organisation tritt zudem als Einkaufsgemeinschaft für Produkte auf, die nicht in den Agrarbereich fallen, wie Handys oder Autos. Thaler legt Wert darauf, dass die Preisnachlässe nicht von den ortsansässigen Händlern übernommen werden müssen: "Den Rabatt zahlt der Importeur."

Als Genossenschaft oder Verein organisiert

Die Idee zum heurigen Maschinenring kam aus Bayern. 1958 gründete Erich Geiersberger dort die erste Organisation dieser Art. Im Jahr 1961 wurde auch in Oberösterreich ein Verein zur bäuerlichen Selbsthilfe gegründet. Der Jahresbeitrag für eine Mitgliedschaft beim Maschinenring beträgt 40 Euro. Heute hat die Organisation in Österreich etwa 78.000 Mitglieder. Das sind mehr als 62 Prozent der heimischen Betriebe. In Deutschland gibt es fast 200.000 Mitglieder. Die Organisationsformen sind Genossenschaften oder Vereine.

Mittlerweile gibt es Maschinenringe in vielen europäischen Staaten wie Frankreich, Ungarn, Italien oder Schweden. Auch außerhalb von Europa sind derartige Selbsthilfeorganisationen verbreitet.