Manner und der Zwang zu noch mehr Schnitten
Von Simone Hoepke
Manner feiert sein 125-jähriges Bestehen. Carl Manner, Enkel des Firmengründers und Aufsichtsratspräsident, hat die Firma die vergangenen 62 Jahre geprägt. Im KURIER-Gespräch erzählt er von Exporten in den arabischen Raum, steigenden Haselnusspreisen und dem Druck, weiter zu wachsen.
KURIER: Herr Manner, zu Ihrem Unternehmen gehören neben Manner auch Ildefonso, Casali oder Napoli. Wie viel des Geschäfts machen Sie eigentlich mit der Marke Manner?
Carl Manner: Etwa 60 Prozent, aber es wird mehr, weil wir mehr Geld in die Werbung stecken. Die Nebenmarken auch zu bewerben, würde zu viel kosten.
Sie exportieren in 50 Länder ...
Auf diese Zahl dürfen wir nicht zu stolz sein, in einige Länder liefern wir ja nur Minimengen!
Wichtigster Markt nach Österreich ist Deutschland ...
Ja, in Deutschland sind wir im Waffelbereich sogar Marktführer. Das klingt jetzt großartig, aber die Deutschen essen leider nicht viele Schnitten.
Das war lange Libyen, aber wegen der Unruhen sind sie jetzt weit abgefallen, auf Platz 20 oder so. Wir haben dort einen guten Importeur, der allerdings wegen der politischen Lage derzeit auch auf Malta wohnt ...
Der arabische Markt ist nicht gerade ein leichter zurzeit ...
Nein, aber es gibt immer irgendwo Probleme. Der arabische Raum hat aus Vertriebssicht den Vorteil, dass es dort eine einheitliche Sprache gibt. Man darf auch nicht vergessen, dass es dort viele Menschen mit Geld wie Heu gibt. Die Region ist unser drittwichtigster Markt.
Sie verkaufen dort Schnittenpackungen, auf denen der Stephansdom abgebildet ist?
Nein, auf den Packungen für diese Länder lassen wir den Stephansdom weg. Dafür schreiben wir "The taste of Vienna" drauf – um den Österreich-Bezug herzustellen.
In Wien haben Sie einen Shop einen Steinwurf vom Stephansdom entfernt. Was kostet der Standort dort?
Nichts, im Gegenteil, wir verdienen dort sehr gut. Der Shop macht zwei Prozent des Österreich-Umsatzes.
Und die Miete?
Hält sich in Grenzen. Wir haben einen guten Draht zum Stephansplatz, weil wir seit 35 Jahren einen Steinmetz bezahlen. Dem geht die Arbeit nie aus, am Dom bröckelt es ja ständig irgendwo.
Planen Sie weitere Läden?
Die Süßwarenindustrie wird von Großkonzernen wie Ferrero, Mondolez oder Mars dominiert. Sie selbst haben zahlreiche Firmen übernommen. Ist Manner zu ständigem Wachstum verdammt?
Ja, wir bauen gerade die Kapazität der Waffelproduktion aus, eine 40-Millionen-Euro-Investition. Wir müssen ständig auf dem neuesten Stand sein, sonst kommt irgendein Riese und produziert billiger als wir.
Sie sprechen jetzt von der Produktion der Billigmarken für Handelshäuser. Früher hatte diese einen Anteil von 30 Prozent in Ihrer Produktion. Ist es mehr geworden?
Dazu veröffentlichen wir keine Zahlen mehr. Aber die teuren, modernen Maschinen produzieren mehrere Tonnen am Tag und müssen ausgelastet werden. Sonst rechnet sich die Investition ja nicht. Und auch die Arbeitsplätze möchten wir erhalten.
2016 schließen Sie das Werk in Perg. War das eine der schwierigsten Entscheidungen Ihrer Karriere?
Wir sind immer für soziale Verantwortung gestanden und diese Entscheidung war wirklich keine soziale Tat. Ich habe als Kind viel Zeit in Perg verbracht und eine emotionale Bindung. Aber auf Sentimentalitäten kann man in der heutigen Zeit keine Rücksicht nehmen. Man darf ja nicht die Existenz der gesamten Firma gefährden.
Rechnen Sie mit weiter steigenden Haselnusspreisen?
Ja – und sie sind jetzt schon drei Mal so hoch wie noch vor einem Jahr. Wir sind jetzt bei 6, 7 Euro pro Kilo. Bei haselnusshaltigen Produkten sind die Preise im Handel Anfang Februar um bis zu 10 Prozent gestiegen.
Im Oktober ist ein Teil eines Fabrikgebäudes in Wien eingestürzt. Ist der Schaden schon abschätzbar?
Wir haben Versicherungen, müssen uns also nicht wegen der Kosten den Kopf zerbrechen. Wir hatten aber einige Monate Lieferprobleme und gewisse Geschäftsausfälle sind schwer zu beweisen. Aber ich darf nicht jammern, wir sind glimpflich davongekommen – es sind zum Glück keine Personen verletzt worden.
Damit rechne ich, aber wir sind börsenotiert, dürfen dazu jetzt noch nichts sagen.
Die Publikationsvorschriften für AGs werden immer strenger. Überlegen Sie, Manner von der Börse zu nehmen?
Naja, manchmal, wenn wir mit Vorschriften sekkiert werden, schon. Es ist ein zweischneidiges Schwert. Wenn man zur Ordnung gezwungen wird, ist das lästig, aber manchmal auch ganz gut.
Wie viel Prozent der Anteile kontrollieren die Mitglieder der drei Eigentümerfamilien?
Etwa 80 Prozent. Ich habe mich bemüht, alles zusammenzuhalten.
Bilder: Süßwaren-Hersteller Manner wird 125 Jahre