"Manche Firmen haben schon längst 3-D-Drucker"
Von Anita Staudacher
Die digitale Vernetzung wird den Wettbewerb massiv verändern, aber wie darauf vorbereiten? Der US-IT-Dienstleister CSC hat 500 Unternehmensentscheider in Deutschland (300), Österreich (100) und Schweiz (100) nach ihrer "digitalen Agenda" für die nächsten fünf Jahre gefragt. Die Ergebnisse waren zum Teil überraschend.
So spüren zwar 68 Prozent der befragten Manager bereits jetzt eine veränderte Marktlage, doch nicht einmal die Hälfte hat eine Strategie entworfen, wie die Transformation im eigenen Unternehmen gelingen kann. Österreichische Manager sehen mit 74 Prozent aktuell noch größere Veränderungen als Schweizer (73 Prozent) und Deutsche (64 Prozent).
Mehr als zwei Drittel halten den Digitalisierungsgrad der eigenen Firmen im Vergleich zum Markt für mittelmäßig bis gering. Am deutlichsten werden die Auswirkungen der Digitalisierung in der IT- und Telekombranche sowie in der Banken- und Versicherungsbranche gespürt.
Risiken überwiegen
Befragt nach den Chancen und Risiken der Digitalisierung überwog die Skepsis. Fast zwei Drittel der Befragten sehen den Schutz von Unternehmensdaten als größtes Risiko, gefolgt von den Investitionskosten und die Zusammenarbeit mit externen Partnern. In Österreich sind 29 Prozent der befragten Entscheider der Meinung, zu wenige Anbieter für einen kostengünstigen Einstieg in die Digitalisierung vorzufinden.
Als Chance wertet knapp die Hälfte der Befragten die Verbesserung der Kundenbeziehungen sowie die Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen. Auch zusätzliche digitale Vertriebskanäle sowie die Nutzung von Echtzeitdaten für Entscheidungen werden positiv bewertet.
CSC-Studienautor Martin Eldracher wertet die große Skepsis als grundsätzliche Scheu vor neuen Technologien. "Der Wandel fällt uns schwer, vor allem wir Deutsche sind eher veränderungsunwillig". Das Risiko werde daher gerne überbewertet. CSC-Austria-Chef Dietmar Kotras verweist darauf, dass besonders in der Industrie die Digitalisierung längst stattfindet, ohne groß kommuniziert zu werden. "Viele Firmen haben längst einen 3-D-Drucker im Einsatz".
Bildungsfrage
Als größte Stolpersteine bei der Umsetzung einer "digitalen Agenda" sehen die heimischen Entscheider das Fehlen von Fachkräften (40 Prozent), Aus- und Weiterbildungslücken (39 Prozent) sowie Finanzierungslücken (44 Prozent). Dabei fällt auf, dass österreichische Firmenverantwortliche die Bildungsfrage für viel wichtiger halten als ihre Kollegen in Deutschland und der Schweiz.
(Un)sicherer Hafen
Auf die Frage, ob die jüngste, weitreichende EuGH-Entscheidung bezüglich Datentransfer zwischen der EU und den Vereinigten Staaten ("Safe Harbor") die Digitalisierung bremsen werde, zeigt sich Eldracher zuversichtlich. "Die Entscheidung wird die allgemeine Entwicklung nicht bremsen". Die Safe Harbor-Regelung bildete bisher den Rechtsrahmen für Datentransfers zwischen der EU und den USA. Der EuGH hatte die Vereinbarung in der Vorwoche mit der Begründung für ungültig erklärt, private Daten seien in den USA nicht ausreichend vor dem Zugriff der Behörden und Geheimdienste geschützt.
Das Urteil habe aber Auswirkungen auf das Nutzerverhalten, meint Eldracher, der bei CSC zuständig für das Consulting in Zentral- und Osteuropa ist. "Die Konsumenten werden jetzt vorsichtiger, Dienste mit ihren Daten zu bezahlen". Europäische IT-Anbieter könnten das Urteil jetzt nutzen, um sich gegenüber US-Anbieter besser zu positionieren.