Wirtschaft

Machtwechsel bei der Deutschen Bank: Sewing statt Cryan

Im Fußball wäre er der klassische Eigenbauspieler, der jetzt seine große Chance erhält. Der 47-jährige Bayern-München-Fan Christian Sewing begann als Lehrling bei der Deutschen Bank und wird wohl am 24. Mai zum neuen Vorstandsvorsitzenden gekürt werden. Wie deutsche Medien am Sonntag vorab berichteten, dürfte Sewing den bisherigen Bankchef John Cryan an der Spitze von Deutschlands größtem Geldhaus ablösen. Der Wechsel sollte am Sonntagabend in einer Telefonkonferenz vom Aufsichtsrat der Deutschen Bank bestätigt werden.

Aufsichtsratschef Paul Achleitner entschied sich für einen Generationswechsel, Sewing sitzt seit 2015 im Vorstand und galt schon länger als „Kronprinz“. Der gebürtige Westfale leitete bisher das Privat- und Firmenkundengeschäft der Bank und kennt das Institut wie kaum ein anderer. Erst im März des Vorjahres wurde er ebenso wie Marcus Schenck, der das Investmentbanking verantwortet, zum stellvertretenden Vorstandschef befördert.

Sewing ist auch zuständig für die schwierige Integration der Postbank in das Privat- und Firmenkundengeschäft, wo er auch vor harten Einschnitten nicht zurückschreckt. Ohne Stellenabbau werde es nicht gehen, machte er bereits klar. Zu seinem bisherigen Bereich zählte auch das lukrative Geschäft mit Vermögenden.

Die Ablöse des von Achleitner 2015 als Sanierer geholten John Cryan kommt eher überraschend, zumal er sich noch Ende März kämpferisch zeigte. In einer Botschaft an die Mitarbeiter betonte er noch, an der Spitze des Geldhauses bleiben zu wollen. Zuletzt musste der 57-jährige Brite aber einige Rückschläge verkraften. Für 2017 meldete die skandalgebeutelte Bank – vor allem wegen der US-Steuerreform – das dritte Verlustjahr in Folge. Investoren warfen Cryan vor, er habe keine Vision, wie die Bank wieder Geld verdienen könne. Auch Sewing soll bei den angelsächsischen Investmentbanker auf Skepsis stoßen.