Wirtschaft

Lufthansa fliegt auf den Erzrivalen Air Berlin

Ausgerechnet die Lufthansa könnte der finanziell schwer angeschlagenen Air Berlin unter die Flügel greifen. Gerüchte darüber kursieren in der Branche schon seit einigen Monaten. Das Handelsblatt berichtet jetzt jedoch über konkrete Verhandlungen zwischen der Lufthansa und dem Air-Berlin-Großaktionär Etihad. Dieser halte eine Einigung für sehr wahrscheinlich, meldet die Finanz-Agentur dpa-AFX.

Konkret geht es darum, dass die Lufthansa das sogenannte dezentrale Geschäft von Air Berlin ( Mutter der österreichischen Billig-Airline NIKI) übernimmt. Das sind alle Strecken abseits der Air-Berlin-Drehkreuze Düsseldorf und Berlin. Sowohl Etihad als auch die Lufthansa gaben keinen Kommentar ab.

Eingliederung in Eurowings

Betroffen wären 40 Flugzeuge samt Crews und die Flughafen-Slots. Die seit Jahren schwer defizitäre Air Berlin, Deutschlands zweitgrößter Carrier, hat ohnehin keine eigenen Maschinen mehr, sondern den gesamten Flugzeugpark geleast. Die Airline braucht derzeit offenbar sehr dringend Liquidität.

Die Lufthansa könnte den Bereich in Eurowings einbringen und damit ihrer Billig-Tochter mit einem Schlag zu viel Geschäft verhelfen. Eurowings benötigt Piloten, die nicht im wesentlich teureren Kollektivvertrag der Lufthansa fliegen, und Flugzeuge. In diesem Punkt sind Airline-Experten allerdings skeptisch. Denn andererseits würde Eurowings mit dem Deal die eigene sehr günstige Kostenstruktur verwässern. Allerdings könnte Lufthansa-Chef Carsten Spohr verhindern, dass Strecken an die Low-Cost-Konkurrenten Easyjet oder Ryanair abgegeben würden.

Marktbeherrschende Stellung

Die große Frage ist, ob die Wettbewerbshüter dem Deal zustimmen würden. Die Lufthansa könnte auf Airports wie Hamburg, Nürnberg oder Stuttgart auf viel zu hohe Marktanteile kommen. Die Bundesregierung wiederum favorisiert für Air Berlin eine "deutsche Lösung". Die Aktie von Air Berlin hob am Mittwoch ab wie eine Rakete, der Kurs stieg um mehr als 20 Prozent.

Der Lufthansa-Kurs dagegen blieb unverändert. Das wird heute, Donnerstag, wohl nicht so bleiben. Am Abend senkte die Airline wegen der politischen Unsicherheiten und Anschläge in Europa die Prognose. Der Betriebsgewinn werde nun unter dem des Vorjahres (1,8 Milliarden Euro) liegen.