Wirtschaft

Lufthansa – Air Berlin: Weniger Wettbewerb, höhere Ticketpreise

Die AUA-Mutter Lufthansa könnte die wirtschaftlich schwer angeschlagene Air Berlin auffangen. Da auch eine stark geschrumpfte und auf die Langstrecke fokussierte Air Berlin keine Überlebenschance habe, könnte Europas größter Luftfahrtkonzern den Rest des Konkurrenten übernehmen, berichtet das Handelsblatt. Die deutsche Politik soll eingeweiht sein.

Das könnte weniger Wettbewerb bedeuten. Der heimische Flugmarkt wäre davon besonders betroffen. Während in Deutschland Konkurrenten wie Ryanair eine steile Expansion angekündigt haben, hält sich der Wettbewerb in Österreich in Grenzen. Hier zu Lande sind Air Berlin und die Noch-Österreich-Tochter NIKI auf etlichen Destinationen die einzigen maßgeblichen Mitbewerber von Lufthansa und AUA.

"Die Passagiere werden den Preis dafür bezahlen. Denn natürlich sind weniger Wettbewerb und damit steigende Preise zu erwarten", sorgt sich Mondial-Chef Gregor Kadanka, Obmann der Wiener Fachgruppe der Reisebüros. Er rechnet damit, dass NIKI im Rahmen der Neuordnung der Mutterkonzerne weitere Strecken einstellen wird, etwa Hamburg oder Zürich. Air Berlin hat bereits angekündigt, dass der Flughafen Wien nicht mehr zu den Drehkreuzen gehören werde.

Doppelt bis dreifach so teuer

"Sobald eine Strecke als Monopol bedient wird, verdoppeln und verdreifachen sich die Ticketpreise innerhalb kürzester Zeit", beobachtet Kadanka.

Solange beispielsweise Frankfurt von AUA/Lufthansa und von NIKI/Air Berlin angeflogen wurde, lag laut einer Erhebung der Reisebüros der durchschnittliche Flugpreis (inklusive Steuern und Gebühren, hin und zurück) bei 185 Euro. Als Air Berlin die Destination 2014 einstellte, schnellte der Durchschnittspreis auf 425 Euro.

Marktführer

Die gesamte Lufthansa-Gruppe hatte im Vorjahr am Flughafen Wien mit 12,9 Millionen Passagieren einen Marktanteil von 56,6 Prozent. NIKI/Air Berlin kamen auf 17 Prozent. Inklusive der Bundesländer-Flughäfen dürfte der Lufthansa-Konzern in Österreich heuer 65 Prozent Marktanteil erreichen, schätzt Kadanka.

Die Reisebüros sind gegen die Lufthansa-Gruppe inzwischen vors Kartellgericht gegangen, der KURIER berichtete. Sie werfen Lufthansa und AUA vor, bei Buchungen aus Österreich teilweise um bis zu 40 Prozent mehr zu verrechnen als bei Buchungen aus Deutschland. Stimmt nicht, konterten die Airlines. Das Gericht bestellte jetzt einen Gutachter, der prüfen soll, ob der deutsche Kranich in Österreich eine marktbeherrschende Stellung hat.

Die Investoren goutieren offenbar die Übernahmepläne der Lufthansa, der Aktienkurs von Air Berlin schnellte am Montag zwischendurch um knapp 17 Prozent nach oben. Der Air-Berlin-Großaktionär Etihad, der um 300 Millionen Euro 50 Prozent an NIKI übernehmen wird, kündigte an, Jobs zu streichen, nannte aber keine Zahlen.