Löhne: Metaller suchen schnellen Abschluss
Historisch ist sie jetzt schon - die heurige Herbstlohnrunde der Metaller. Erstmals legten die Gewerkschaftsvertreter ihre Lohnvorstellungen offen auf den Tisch: 5,5 Prozent mehr
Lohn. Das Angebot der Arbeitgeber, plus 3,1% und eine Einmalzahlung von 200 Euro bezeichnete die Arbeitnehmerseite als Hohn. Und ihre Forderungen untermauern die Gewerkschaftsvertreter mit einer Drohung: Sollte die Verhandlungsrunde am 12. Oktober scheitern, werde es bereits am 13. Oktober "Kampfmaßnahmen" geben. Grund zur Eile: Die abschwächende Konjunktur verschlechtert die Verhandlungsposition der Arbeitnehmer.
Die Metallergewerkschaft (Pro-Ge) und die Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) holen sich am Dienstag im Laufe des Tages die Streikfreigabe vom ÖGB. Seit dem 5. Oktober nahmen in Länderkonferenzen in ganz Österreich etwa 2.000 Betriebsrätinnen und Betriebsräte teil. Bis einschließlich Dienstag Abend werden mehr als 400 Betriebsversammlungen abgehalten. Die zweite Verhandlungsrunde beginnt am 12. Oktober um 11.00 Uhr in der Wirtschaftskammer Österreich.
Geht es nach der Industrie, dann bringen hohe Lohnforderungen auch die Gewerkschaften unter Druck - denn kräftige Abschlüsse würden die Betriebe schwächen und damit Arbeitsplätze gefährden. Für die Chefverhandler auf Arbeitnehmerseite, Rainer Wimmer (Pro-Ge) und Karl Proyer (GPA), ist das hingegen die übliche Schwarzmalerei, sie verweisen auf volle Auftragsbücher, satte Dividenden und Manager-Boni. Ausgangsbasis für die Verhandlungen in der Wirtschaftskammer Österreich ist die durchschnittliche Inflationsrate von 2,8 Prozent in den vergangenen 12 Monaten. Zuletzt lag aber die Teuerungsrate deutlich über 3 Prozent.
"Stereotype Antworten"
"Das bisher von den Arbeitgebern vorgelegte Angebot reicht bei weitem nicht. Die Stimmung in den Betrieben ist eindeutig, die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wollen ein deutliches Plus im Geldbörsel. Es geht um einen fairen Anteil am bereits erzielten Erfolg. Zumal Eigentümer und Aktionäre auch aus dem bereits eingefahrenen Gewinn bedient werden und das nicht zu knapp", sagen
Rainer Wimmer, Vorsitzender der PRO-GE und Karl Proyer, stv. Bundesgeschäftsführer der GPA-djp. Sie betonten, die Industrie würde die "Dynamik in den Betrieben" unterschätzen. Sollte es bei der Verhandlungsrunde am 12. Oktober zu keiner Einigung kommen, werde es bereits am 13. Oktober "Kampfmaßnahmen" geben, drohten die beiden Belegschaftsvertreter. Wimmer stellte klar: "Wir reden über das, was die Firmen bereits in der Tasche haben." Er stellte sich damit gegen die Wünsche der Industrie, die am liebsten über die sich abschwächende Konjunktur und die Euro-Krise sprechen möchte.
Die Industrievertreter Christoph Hinteregger und Alfred Hintringer zeigten sich über den Verhandlungsabbruch vergangene Woche enttäuscht. Vonseiten der Gewerkschaft gebe es nur "stereotype Antworten". Man könne darüber nur den Kopf schütteln, so die beiden Chefverhandler der Arbeitgeber. Und sie erinnerten an die Abschlüsse in den vergangenen zehn Jahren, in denen die Gehaltserhöhungen im Schnitt um 0,7 Prozent über der Inflationsrate lagen. "Diese Reallohnzuwächse erhöhten sich noch um Mindestbeträge und Einmalzahlungen", betont die Industrie.
In der Metallindustrie sind rund 190.000 Menschen beschäftigt, davon knapp 20.000 Leiharbeiter. Im Metallgewerbe, das ebenfalls gerade die Kollektivverträge für das Jahr 2012 verhandelt, sind rund 200.000 Personen in Lohn und Brot. Die Arbeitnehmer im Gewerbe, die traditionell nicht so stark gewerkschaftlich organisiert sind, sehen sich gleich einer ganzen Reihe von Forderungen durch die Arbeitgeber konfrontiert: Kürzung der Kündigungsfristen, Entfall des Postensuchtages bei Selbstkündigung, Verkürzung der Weiterverwendungszeit von Lehrlingen auf das gesetzliche Ausmaß (3 Monate), Zulassung einer täglichen Normalarbeitszeit bis zu 10 Stunden im Rahmen einer 5-Tage-Woche, Entfall des Zeitzuschlages für Wochenstunden nach der 40. Stunde bei dem Modell der 'Erweiterten Bandbreite'.