Kürzungen beim AMS bedrohen bis zu 2000 Jobs
Von Anita Staudacher
Katharina Rohrauer unterrichtet Deutsch für anerkannte Flüchtlinge auf Jobsuche. Der vom AMS finanzierte Kurs läuft Ende April aus. Derzeit weiß sie weder, wie es mit ihren Schülern, noch mit ihr selbst weitergeht. "'Bei Deutsch-Kurse einzusparen ist wirklich dumm. Dadurch werden jene alleine gelassen, die diese Schulung für ihre berufliche Zukunft am meisten brauchen", schildert Rohrauer. Für ihre Kurs-Teilnehmer sei sie mehr als nur eine Lehrerin, "wir Trainer sind auch Sozialarbeiter, Psychologen, Sekretäre, Freunde und Reibungsfläche zugleich".
Wie berichtet, will die Regierung die Mittel für Deutsch-Kurse im AMS-Umfeld drastisch kürzen. Das Budget für das verpflichtende Integrationsjahr, wo Deutsch-Kurse, Kompetenz-Checks und Arbeitstrainings stattfinden, wird heuer von 100 Mio. Euro auf 50 Mio. gekürzt und 2019 gänzlich gestrichen. Weitere 80 Mio. Euro fallen bei der Beschäftigungsförderung weg. Die Gewerkschaft GPA-djp befürchtet, dass dadurch bis zu 20 Prozent der 10.000 bei privaten Schulungsinstituten beschäftigten Erwachsenentrainer ihren Job verlieren könnten. Das wären immerhin 2000 Arbeitsplätze.
Erste Kündigungen
Die ersten Schulungsinstitute spüren die Auswirkungen bereits. Beim Wiener AMS-Schulungspartner Mentor wurden seit Jahresbeginn 40 Trainer gekündigt, 20 bis 30 weitere Verträge dürften demnächst auslaufen. Beim Frühwarnsystem des AMS Wien sind knapp 200 Trainer zur Kündigung angemeldet. AMS-Wien-Chefin Petra Draxl bestätigt gegenüber dem KURIER, dass die Zahl der Deutsch-Kurse von derzeit 40.000 auf 18.000 zurückgefahren wird. Derzeit werde gerade österreichweit evaluiert, wie groß der Bedarf an weiteren Deutsch-Förderungen ist.
Die Liste Pilz fordert die Einrichtung einer Arbeitsstiftung für die betroffenen Erwachsenen-Trainer sowie eine weitere aktive Förderung der beruflichen Qualifizierung: "Aufgabe des AMS ist die Vermittlung von Arbeitssuchenden auf offene Stellen. Um Asylberechtigte erfolgreich zu vermitteln, sind Kompetenz-Checks, Deutsch-Kurse und Qualifizierungsmaßnahmen nötig. Doch die Regierung macht genau das Gegenteil", kritisiert Daniela Holzinger, Sozialsprecherin der Liste Pilz.
Das Argument, es kämen weniger Flüchtlinge zum AMS als noch vor einem Jahr, lässt sie nicht gelten. Dort seien ohnehin nur jene gemeldet, die einen positiven Aslybescheid haben. Aktuell sind es etwa 32.000. Wegen des Rückstaus bei den Asylverfahren würden in den nächsten Monaten noch weitere hinzukommen. Ohne Qualifizierung würden viele von ihnen weiterhin arbeitssuchend bleiben.