Wirtschaft

Kräftiger Spannungsabfall bei Wind- und Sonnenenergie

Die Schwarzmeerküste östlich der rumänischen Hauptstadt Bukarest hat alles, was Windenergiebetreiber lieben: viel Wind, flaches Land so weit das Auge reicht und wenig Besiedelung. Dazu gibt es noch üppige Förderungen. Kein Wunder also, dass dort den vergangenen zwei, drei Jahren die zwei größten am Festland befindlichen Windparks Europas entstanden sind – einer davon vom tschechischen Energiekonzern CEZ, der andere vom heimischen Verbund.

„Wir stehen auf Halt. Denn die Fördersysteme und Energiemärkte sind unsicher geworden“


Mit 88 Windrädern, jedes mehr als 100 Meter hoch, erzeugt der Verbund dort Strom für 350.000 rumänische Haushalte. 380 Millionen Euro hat der heimische Energieversorger in den rumänischen Windpark, der mit 225 Megawatt Leistung einem größeren österreichischen Donaukraftwerk entspricht, gesteckt. Zusammen mit Windenergienanlagen in Bulgarien, Deutschland und Österreich kommt der Verbund jetzt auf 400 Megawatt.

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Einen weiteren Ausbau hat Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber aber vorläufig nicht vor. „Wir stehen auf Halt. Denn die Fördersysteme und Energiemärkte sind unsicher geworden“, sagt Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber.

Nicht nur in Rumänien, in ganz Westeuropa werden die Fördersysteme für den Ökostrom derzeit neu überdacht. Der Ausbau gerät daher ins Stocken. Denn die Förderkosten sind regelrecht explodiert. Weniger die Windenergie, sondern vor allem die Solarenergie hat die Subventionstöpfe gesprengt. Denn Sonnenstrom braucht trotz der Verbilligung in den vergangenen Jahren eine viel höhere Förderung als Windenergie. „Das kann man in der Form nicht fortsetzen“, ist Anzengruber überzeugt. Die Förderung treibe nicht nur den Strompreis in die Höhe, sondern bringe allmählich auch das gesamte Energiesystem zum Kollaps.

Das Problem sei, dass völlig unkoordiniert Kleinanlagen ans Netz kämen, deren Stromproduktion je nach Sonne oder Wind extrem schwanke. „Das ist auf Dauer nicht steuerbar“, klagt der Verbund-Chef. Gleichzeitig ist der Strom-Großhandelspreis an den Börsen – vor allem wegen der Krise – regelrecht abgestürzt.

Investitions-Stopp

Große Stromversorger wie der Verbund treten daher bei den Investitionen kräftig auf die Bremse. Nicht nur in Windenergie will der Verbund-Chef vorläufig nichts mehr investieren. Auch der Ausbau der Wasserkraft rechne sich nicht. „Wir haben die Investitionspläne bereits reduziert und überlegen, noch weiter zu kürzen“, sagt Anzengruber. Noch aber geht der Verbund von knapp zwei Milliarden Euro an Investitionen innerhalb von fünf Jahren aus. Der Großteil soll ins Stromnetz fließen. Wasserkraftwerks-Projekte wie das Grenzkraftwerk am Inn oder das Salzach-Kraftwerk Gries werden neu gerechnet.

Anzengruber plädiert an die Politik, die Ökostromförderung neu aufzusetzen. „Die Politik muss eine Grundsatzentscheidung treffen: Will sie beim Strom Planwirtschaft oder mehr Markt. Ich favorisiere den Markt“, betont er. Ökostromfördersysteme, die dem Wettbewerb ausgesetzt seien, wären bei Weitem billiger. Der Verbund-Chef hält ein grenzüberschreitendes Fördersystem, bei dem die wirtschaftlich besten Projekte zum Zug kämen, für wünschenswert.