Händler feilschen ums Geld
Von Simone Hoepke
Beim Reden kommen die Leut’ zsamm. Manchmal geht das relativ schnell. Die Gewerkschafter und Arbeitgebervertreter des Handels waren sich im Vorfeld der zweiten Lohnrunde einig, dass sie relativ schnell zu einem Abschluss kommen. Das Gesprächsklima sei gut. Seit zwei Jahren entrümple man gemeinsam den verstaubten Kollektivvertrag, habe so auch ein Gespür für die Positionen des Gegenübers bekommen, sagen Verhandler.
In der ersten Runde haben sich die Sozialpartner schon auf eine Inflationsrate von 1,1 Prozent geeinigt, die als Basis für den Gehaltsabschluss herangezogen wird. Der Gehaltspoker solle nicht zu einem „Kasperltheater“ werden wie bei den Metallern, ließ Gewerkschafts-Chefverhandler Franz Georg Brantner wissen.
Aus Sicht seiner Verhandlungspartner würde es auch zackig weitergehen. Sie wollen eigentlich nur noch um den Prozentsatz feilschen, um den die Gehälter ab 1. Jänner 2016 angehoben werden. Alles andere sei Teil des Rahmenrechts und damit gesondert – Stichwort Entrümpelung Kollektivvertrag – zu behandeln, so ihr Standpunkt.
Die Gewerkschaft pocht aber auf die sechste Urlaubswoche. Diese bekommt derzeit nur, wer seit mindestens 20 Jahren bei einem Unternehmen beschäftigt ist. Aufgrund der hohen Fluktuation ist das aber nur einer von zehn Mitarbeitern.
Die Gewerkschaft fordert, dass zumindest in verbundenen Unternehmen die Zeiten von Schwesterfirmen angerechnet werden. Sprich: Wechselt etwa eine Mitarbeiterin von Merkur zu Bipa, sollen ihr die Jahre bei Merkur angerechnet werden, weil sie im selben Mutterkonzern (Rewe) beschäftigt war. In der Praxis hätte eine Verankerung dieses Rechts für die besagte Merkur-Mitarbeiterin übrigens wenig Auswirkung. Der Rewe-Konzern rechnet solche Zeiten schon jetzt an. Wie Spar und einige andere Konzerne. Freiwillig, um Mitarbeiter ans Unternehmen zu binden. Die Gewerkschaft will jetzt, dass aus der Kür eine Pflicht wird. Zu Redaktionsschluss dieser Ausgabe waren die Verhandlungen noch im Gange.
Frauenbranche
Im Handel sind drei Viertel der Beschäftigten Frauen, etwa jede zweite arbeitet Teilzeit. Da Frauen öfter in Karenz gehen als männlichen Kollegen, sind sie bei den Vorrückungen benachteiligt, argumentiert die Gewerkschaft und fordert die Anrechnung von Karenzzeiten.
Der Handels-KV umfasst mit mehr als einer halben Million Beschäftigten so viele Menschen wie kein anderer Kollektivvertrag. 286.000 Personen arbeiten im Einzelhandel, 178.000 im Großhandel, 67.000 im Kfz-Handel. 2013 einigten sich die Sozialpartner auf einen Doppelabschluss, um mehr Zeit für die KV-Entrümpelung zu haben.