Wirtschaft

Knaller-Verbot und Preis-Feuerwerk

Wer Knallkörper noch nie mochte und deswegen auch um Silvesterpfade einen großen Bogen macht, kann aufatmen. So laut wie heuer wird es in den kommenden Jahren wohl nicht mehr krachen. Ab 4. Juli 2013 ist der Verkauf von Knallartikeln verboten. Ab Juli 2017 darf man Schweizer Kracher weder besitzen noch zünden. Das besagt das Pyrotechnik-Gesetz aus dem Jahr 2010.

Dem Chef des österreichischen Feuerwerks-Herstellers und Händlers Pinto, Thomas Köchl, ist das schlichtweg „egal“. Zu verdienen sei mit Krachern längst nichts mehr – gerade einmal zwei Cent pro Packung bleiben beim Händler hängen, sagt der 34-Jährige, der den Wachauer Familienbetrieb Pinto in vierter Generation führt. Früher hätten 100 Stück 100 Schilling gekostet, heute koste dieselbe Menge 50 Cent.

China-Kracher

Woher die Billigkracher – wie auch die meisten Feuerwerke – kommen, ist unschwer zu erraten: aus chinesischen Fabriken. Köchl: „In China kostet die Produktion nur halb so viel wie in Österreich – und da sind die Transportkosten schon eingerechnet.“ Zweitgrößter Feuerwerkskörperhersteller der Welt ist Indien. Pünktlich vor dem Jahreswechsel zünden die Bauhäuser auch alljährlich ein Preis-Feuerwerk im Raketen-Sortiment. Köchl: „Der Preisdruck ist gigantisch. Ohne Fertigung in China kann man nicht mehr mithalten.“ Pinto produziert zwar noch in der Wachau, lässt aber zusätzlich verstärkt in China fertigen.

Am niederösterreichischen Firmenstandort steht die Produktion im Winter still. Gefertigt wird bis in den Herbst, dann kümmert sich die Belegschaft – je nach Saison zwischen 15 und 25 Mitarbeiter – um den Versand der Ware. Große Produktionsmaschinen gibt es bei Pinto nicht. Die Raketen werden in reiner Handarbeit Stück für Stück befüllt und zusammengeklebt. Das Pulver für den Knallsatz wird aus Sicherheitsgründen ausschließlich unter freiem Himmel zusammengemischt. Für rote Farbeffekte werden Strontiumsalze verwendet, Kupfer für Smaragdgrün oder Eisen und Kohle für Goldfarben. Die Herstellung einer Rakete dauert wegen der Trocknungszeiten mehrere Tage, pro Tag werden bis zu 1000 Stück fertig. Und alle haben eines gemeinsam: Eine Raketenspitze. Köchl: „Das ist reine Zierde, die Spitze braucht kein Mensch. Aber die Leute kaufen nur Raketen mit Spitze, deswegen müssen wir das der Umwelt antun.“

Übrigens glaubt Köchl, dass das Bemühen der Gesetzgeber, den Lärmpegel mittels Kracher-Verbot zu senken, auch leicht verpuffen kann. „Die Leute werden wohl Ware aus dem Ausland kaufen. Und die knallt dann wohl noch lauter“, ist er überzeugt.