Klirrende Kälte heizt das Geschäft an
Von Simone Hoepke
Holger Schwarting zählt zu jenen, die sich über klirrende Kälte freuen. Sie bringt dem Chef der Einkaufsgenossenschaft Sport 2000 (213 Händler mit insgesamt 351 Geschäften) Geld. "Eislaufschuhe und Schlitten verkaufen sich heuer so gut wie seit fünf, sechs Jahren nicht mehr", sagt Schwarting. Die Lager seien leer, die Kassen gefüllt. An besonders kalten Tagen würden Sportartikelhändler zwei bis drei Mal mehr einnehmen als an normalen Tagen.
Vergleicht man Statistiken, könnte man meinen, dass Österreich ein Land der Sportbegeisterten ist. Statistisch gesehen geben die Österreicher rund 250 Euro im Jahr im Sportartikelhandel aus, mehr als doppelt so viel wie die Deutschen. Fairnesshalber muss man aber dazu sagen, dass die Geschäfte in Österreich von Touristen – im Speziellen aus Deutschland – angeheizt werden. Der Branchenumsatz der Fachhändler wird hierzulande mit 1,7 Milliarden Euro beziffert – und kommt seit Jahren nicht vom Fleck.
Neue am Start
Dennoch drängen internationale Ketten in den Markt. Der preisaggressive norwegische Sportartikelhändler XXL geht heuer in der SCS und in Donau-City an den Start. Bis zu 18 weitere Standorte sollen folgen, tönt es aus dem hohen Norden. Neben dem britischen Sportmodehändler JD Sports und der Schweizer Deichmann-Tochter Ochsner Sport soll auch der französische Diskont-Riese Decathlon auf Standortsuche sein. Die Franzosen wurden einst als Interessent für die mehr als 50 Standorte von Eybl/Sports Experts gehandelt, die dann aber an die britische Diskont-Kette Sports Direct gingen.
Aus österreichischer Sicht war die Landung der Briten in Österreich ein ziemlicher Bauchfleck: Das Billigsortiment kam bei Kunden nicht an, die Gewerkschaft prangerte die Arbeitsbedingungen an, die Hälfte des Umsatzes soll an die Konkurrenten abgeflossen sein. Die Briten werden es wohl verkraften. Sie streben heuer einen Gewinn von 335 Millionen Euro an und werden das Filialnetz in Österreich wohl weiter zusammenschrumpfen.
Während Diskonter mit Eigenmarken in die Preisschlacht ziehen, verkaufen Nike, Adidas & Co ihre Produkte verstärkt selbst. Adidas will bis 2020 mehr als 60 Prozent des Umsatzes auf eigenen Flächen machen. Sehr zum Ärger der Fachhändler. Sie fürchten, dass sich Marken vielversprechende Kollektionen für die eigenen Läden zurückhalten und sie damit vom Umsatzkuchen ausschließen.