Zusammenspiel, bitte: Wenn das Team zum Orchester wird
Der Manager stellt sich vor das Orchester. Er soll das mehrköpfige Team zum gemeinsamen Auftakt führen, mit seinem Blick und seiner Körpersprache eine unmissverständliche Botschaft senden, mit seinem Wirken die Dynamik im Team vorgeben und so zeigen, wer hier den Ton angibt. Und was tut der gute Mann? Er schwitzt, zappelt, blickt unsicher in die Runde und zögert genau dann, als sein Team am meisten eine klare Geste braucht. Nicht jeder ist zum Taktangeber geboren. Manche müssen es lernen. Beim Dirigenten Lorenz Huber zum Beispiel.
Die Führungskraft, die vor dem Orchester steht, ist in diesem Fall eine fiktive. Aber ihr Verhalten entspricht dem von jenen Führungskräften, die Huber in seinen „Leadership Orchestra“-Workshops schult. Denn die HR-Verantwortlichen von Unternehmen haben erkannt, dass sich das Management viel vom Dirigieren entlehnen kann, weshalb sie ihre Besten jetzt für starke Gesten sensibilisieren lassen.
Führungskraft agiert widersprüchlich
Der Hintergrund ist ein einfacher, wenn auch kein unwesentlicher: „Einer der häufigsten Faktoren für Konflikte im Team ist, dass die Führungskraft widersprüchlich agiert“, sagt Huber. Etwa, indem sie A sagt, der Körper aber B signalisiert. Der Kurs bleibt unklar, die Mitarbeiter ratlos zurück. Entscheidungsschwäche des Chefs bringt Teams in die Bredouille: „Die Mitarbeiter kommen in einen Orientierungsstress. Denn das Team ist plötzlich auf sich gestellt und muss sich selbst entscheiden. Das führt wiederum dazu, dass sich einzelne Personen mit ihren Ansichten gegeneinander durchsetzen wollen. Dann eine gemeinsame Entscheidung treffen? Dazu sind Teams oft nicht in der Lage“, erklärt Lorenz Huber. Umkehrschluss: Kommuniziert der Manager gut, geht es dem Team gut.
Harmonie im Team ist das, was dann durch die gute Führung entsteht. „Für die meisten auf den ersten Blick wünschenswert. Aber nicht optimal“, findet der Dirigent. Denn Harmonie schafft schwache Teams. „In der Musik ist Harmonie die Auflösung von Dissonanz. Ohne Dissonanzen würde ein Musikstück nur noch in der Grundtonart gespielt, es würde keine Spannung aufgebaut. Das motiviert keinen Musiker und kein Publikum. Zur Produktivität eines Teams gehört immer Spannung und Dynamik“, so Huber. Das gilt auch für die Wirtschaftswelt. Schwache Teams – ohne Reibung, ohne konträre Meinungen, ohne Debatten – schaffen Bequemlichkeit und wischen Schärfen weg. Schlecht für die Produktivität, schlecht für die Brillanz.
Spannung im Gleichgewicht
Die große Kunst liegt darin, die unterschiedlichen Spannungen im Gleichgewicht zu halten, eben zu dirigieren. Wo braucht es mehr Kraft und wer soll sich etwas zurücknehmen? „Der Chefs sollte gegebenenfalls auch Dissonanzen anregen “, so Huber. Aber immer mit dem Gesamtwerk im Hinterkopf, niemals übersteuern. Die Botschaften sollten sparsam, wenngleich klar sein. „Wer ständig im Team herumstochert, irritiert. Und verursacht, dass sich das Team selbst arrangieren muss.“
Übrigens ist nicht nur schlechte Führung Ursache für Konflikte im Team. Vor allem persönliches Befinden und Unklarheiten in Prozessen lassen die Gemüter forte spielen. „Auch dann sind die Akteure nicht in der Lage, das selbst zu klären.“ Und die starke Führungspersönlichkeit ist gefragt. Nicht zappelnd und unsicher, sondern den Taktstock klar und im Sinne eines besseren Zusammenspiels schwingend.