Wirtschaft/Karriere

Zu viel, zu schnell: Pause!

"Der 24/7-Wahnsinn verschließt unsere Gesundheit und vernichtet unsere Lebenszeit", sagt der deutsche Arbeitsphilosoph und Buchautor Patrick Spät. Spät, Jahrgang 1982 und mit seinen 34 Jahren eigentlich in jene Generation geboren, in der Arbeitszeit und Freizeit zunehmend verschwimmen, sieht in der "Always-on"-Lebensweise vieler Menschen massive Probleme. Er schreibt in der ZEIT: "Wir sind ständig on und stehen buchstäblich unter Strom. Früher hätte der Chef schon ein Telegramm per Eilboten entsenden müssen, um seinen Mitarbeiter nach Feierabend zu erreichen. Heutzutage genügt ein Klick: Rund ein Drittel der Beschäftigten hat ein Diensthandy in der Hosentasche, SMS, eMail, Anrufe sind 24/7 möglich. Diese elektronische Fessel verwischt jede Grenze zwischen Lohnarbeit und verdientem Feierabend und bezahlt wird diese Form der Arbeit natürlich auch nicht."

Tatsächlich ist Österreich ein Land der Überstunden. Vollzeitbeschäftigte Österreicher arbeiten in der EU am drittlängsten, nämlich 41,2 Stunden pro Woche laut Arbeiterkammer. 269 Millionen Überstunden werden im Jahr geleistet, umgerechnet wären das rund 144.000 Vollzeitarbeitsplätze. Ein Fünftel der Überstunden wird nicht bezahlt. Aber: Österreichs Arbeitszeitlandschaft ist gespalten. Die Arbeit ist sehr ungleich verteilt. Auf der anderen Seite arbeiten nämlich sehr viele Menschen Teilzeit – besonders Frauen, oder haben überhaupt keine Arbeit. Rund 392.000 Österreicher sind aktuell arbeitslos.

Was treibt die Vielarbeiter?

"Die Intensität in der wir leben und wie wir uns ständig selbst überfordern schafft einen dauernden Alarm-Zustand für uns selbst", sagt Sepp Fegerl, ärztlicher Leiter im Gesundheitshotel Vivamayr (siehe rechts). Daraus ziehen die Menschen eine innere Befriedigung. Sie "haben überlebt und haben jetzt den Porsche verdient", erklärt der Experte die innere Logik. Gleichzeitig beuten sie Körper und Seele aus. "Sogar wenn diese gestressten Vielarbeiter laufen gehen, pushen sie sich bis zur maximalen Erschöpfung. Das bedeutet wieder Stress für den Körper." Besser wäre es, sie würden zum Ausgleich eine Stunde spazieren gehen, dann wären sie am nächsten Tag erholt statt völlig ausgepowert.

Seine Tipps für Gestresste: Ein Mal am Tag Pause machen und sich spüren (etwa in Form eines Spaziergangs). Rohe Lebensmittel nicht nach 16 Uhr essen. Wenn keine Zeit zum Essen ist, es lieber bleiben lassen. Und: je weniger Zeit zum Essen ist, desto wärmer sollte die Speise sein. Denn wer keine Zeit hat, hat auch keine Verdauungskraft.

Patrick Spät argumentiert, dass ein striktes Arbeitszeitgesetz noch nie so wichtig war wie jetzt. "In Zeiten von ständiger Erreichbarkeit und Jobverlustängsten, also in Zeiten der maximalen Knechtung, brauchen die Lohnarbeiter einen maximalen Schutzrahmen", sagt er. Die Diskussionen in Wirtschaft und Politik laufen aktuell in die andere Richtung. Hier wird über eine Ausweitung der maximalen Arbeitszeit pro Tag nachgedacht und über mehr Flexibilität. Die Gewerkschaft will das freilich nicht.

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Im Ausseerland gibt es ein Hotel, das sich auf die Gesundung und Erholung der Patienten spezialisiert hat. Im Vivamayr in Altaussee checkt der Gast in ein Hotel mit Ärzteklinik ein, geht täglich zum Doktor und bekommt zur bekannten Mayr-Kur – die hier auf neue, delikate Art praktiziert wird –, Anwendungen, Kuren, Infusionen und Medikamente. „Zu uns kommen Menschen zwischen 4 und 94 Jahren“, erzählt der Leiter und F.X.-Mayr-Arzt Sepp Fegerl. Es sei zumeist die Ratlosigkeit, die Menschen ins Mayr-Ressort nach Altaussee bringe, weil die bisherigen Strategien nicht den erwarteten Nutzen gebracht hätten. „Die moderne Medizin orientiert sich am Durchschnittspatienten. Wir wollen jeden Patienten zu seinem individuellen Top-Zustand führen“, sagt Fegerl. Die Gäste kommen mit einem medizinischen Problem oder einfach, weil sie überarbeitet und überanstrengt sind – und werden hier vom Ärzte- und Therapeuten-Team, von den Köchen, dem Servicepersonal auf dem Weg zur Besserung begleitet. Sieben bis zehn Tage Aufenthalt Minimum. Der Arzt verordnet eine Therapiekur, eine Kombination aus Schul-, Alternativ- und Mayr-Medizin, die täglich adaptiert, also an den sich verändernden Zustand des Patienten angepasst wird. Das sieht im Detail so aus:
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Das Essen:Wer die Mayr-Kur kennt, denkt an Milch und Semmeln. Im Vivamayr verfolgt man einen moderneren Ansatz. Zum Frühstück gibt es – in kleiner Menge – Rührei, Avocado und als Kautrainer ein altbackenes Stück Brot aus Dinkel, Soja oder Buchweizen. Mittags eine pürierte Gemüsesuppe mit einer Eiweißzulage (ein Stück Fisch oder Ziegenkäse oder Mozzarella) und einen Kautrainer (das Stück Brot!). Abends eine klare Gemüsebrühe mit Kautrainer. Dazu immer hochwertiges Leinöl und die verordneten Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel.

Das Ärztezentrum: Derzeit arbeiten drei Ärzte im Vivamayr, ungezählt viele Therapeuten und Assistenten. Bei der ärztlichen Anfangsuntersuchung werden auch Blut und Harn getestet. Die Therapie danach abgestimmt.

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Die Therapien:Die Therapie stützt sich auf Schonung (Reduktion der Nahrung), Säuberung der Organe (Darmreinigung), Schulung (Kautraining) und Substitution (Zugabe von Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitaminen). Es werden ärztliche Behandlungen gemacht (manuelle Diagnostik und Therapie), Kneipp-Anwendungen, Massagen, Bewegungstherapie und Infusionen gegeben (Vitamine und Spurenelemente).

Das Befinden: Eine Therapie im Vivamayr sollte zumindest eine Woche dauern. Tag 1 und 2 verlaufen unauffällig, ein Hungergefühl stellt sich ein. Tag 3 und 4 sind merkliche Entgiftungstage, Patienten reagieren häufig mit Kopfschmerzen, starker Müdigkeit, Übelkeit. Ab Tag 5 machen sich die positiven Effekte der Kur bemerkbar: die Energie kommt zurück, ein Glücksgefühl stellt sich ein, man fühlt sich leicht und frei.