Wirtschaft/Karriere

Wirtschaftsberater: "Es gibt keine Sicherheit"

Während Conrad Pramböck das Buch "Jobstars. Mehr Glück, mehr Erfolg, mehr Leben als Angestellter" schrieb, ging sein früherer Arbeitgeber pleite. Der Jurist und Wirtschaftsberater überarbeitete sein Werk und suchte sich einen neuen Job. Pramböck lebt heute die Hybridform: er ist angestellt und selbstständig.

KURIER: Wann raten Sie Menschen davon ab, sich selbstständig zu machen?
Conrad Pramböck: Wenn sie nicht genau wissen, was sie dort erwartet. Manche glauben, "Ich mach’ mich selbstständig und verdiene Milliarden wie Bill Gates oder Didi Mateschitz, ziehe mich zurück auf eine Insel und schlürfe Caipirinhas". Wenn Sie glauben, Sie machen sich selbstständig und nur dadurch werden Sie frei, reich und glücklich, dann folgen Sie einem Mythos.

Wieso scheitern viele Selbstständige in den ersten drei Jahren?
Weil sie nicht darauf vorbereitet sind. Es bereitet sie auch niemand darauf vor: Weder die Schule, noch die Uni, niemand. Und dann finden sie es mit Versuch und Irrtum heraus, aber jeder Irrtum kommt als Selbstständiger teuer zu stehen.

Was machen beruflich Erfolgreiche anders?

Ich bin bei meinen Recherchen drauf gekommen, wie gut es Angestellte haben, aber sie jammern. Auf der anderen Seite habe ich Selbstständige kennengelernt, die frustriert sind, weil sie hart arbeiten und nichts Gescheites herauskommt. Das Gras ist auf der anderen Seite immer grüner. Die glücklichsten Leute die ich kennengelernt habe, sind Angestellte, die sich in ihrem Arbeitsleben verhalten wie Selbstständige.

Konkret?
Die unternehmerisch denken. Selbstständige wissen, dass es keine Sicherheit gibt. Sie stellen immer die persönliche Leistung in den Vordergrund. Selbstständige sagen "Ich bin die Lösung, wo ist das Problem?" So sollten sich auch Angestellte verhalten. Selbstständige treffen Entscheidungen und übernehmen damit die Macht. Wenn ein Selbstständiger nicht entscheidet, geht er pleite. Wenn ein Angestellter nichts entscheidet, dann passiert meist einmal gar nichts.

Es heißt, dass Selbstständige ihr Privat- mit ihrem Berufsleben besser vereinbaren können.
Aber nicht mit guten Gewissen. Wenn ich auf Urlaub gehe oder krank bin, als Frau ein Kind bekomme – nach ein paar Wochen muss man zurück in den Job, weil die Kunden sonst einfach weg sind. Als Selbstständiger steh’ ich auf der Skipiste oder lieg’ am Strand und telefoniere mit meinen Kunden.

Sie glauben also, Angestellte haben es besser?
Der Angestellte ist immer sicherer. Auch wenn heute kein Job sicher ist. Angestellte kriegen auch mehr Unterstützung von ihren Mitarbeitern und Kollegen. Wenn ich in einer neuen Firma anfange, ist mein Computer aufgesetzt, mein Arbeitsplatz eingerichtet usw. – nach einer Stunde kann ich anfangen zu arbeiten. Den Comfort haben Selbstständige nicht. In den ersten Wochen ist man mit sich selbst beschäftigt, hat keine Zeit für die Kunden, weil man sich mit Verträgen herumschlagen, Verhandlungen mit der Bank führen muss, mit dem Steuerberater usw. Wie soll man da Geld verdienen? Zu Beginn gibt man mal Geld aus. Aber trotz allem: Unternehmertum ist sehr wichtig. Wer soll sonst die Jobs schaffen?

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