Wir, unter Druck
Meldungen über Arbeit, die uns krank macht, sind laufend in den Medien. Wir setzen für den Job zunehmend unsere Gesundheit aufs Spiel, brachte eine Umfrage der deutschen Bertelsmann-Stiftung diese Woche ans Licht. Um dem Arbeitsdruck gerecht zu werden, würden sich immer mehr Arbeitnehmer mit Medikamenten dopen, berichtet ein deutscher Report.
Ein Blick nach Österreich zeigt: Auch wir straucheln in unserem Berufsleben. Insgesamt sehen mittlerweile 82 Prozent der Österreicher Burn-out als ernst zu nehmende Krankheit (siehe Grafik Seite 2). 67 Prozent der heimischen Arbeitnehmer können nur schwer die Balance zwischen Privat- und Berufsleben finden und leiden dadurch unter Stress. Das ist eines der Ergebnisse des am Freitag präsentierten Arbeitsklima Index der Arbeiterkammer Oberösterreich. Der Index, für den 1000 heimische Arbeitnehmer bezüglich ihrer Zufriedenheit im Beruf befragt wurden, liefert noch weitere Erkenntnisse.
Warum wir gestresst sind
Je mehr Überstunden, desto unzufriedener Großen Einfluss auf die Zufriedenheit hat die Arbeitszeit. Die Rechnung ist einfach: Je mehr Überstunden, desto größer die Belastung. 59 Prozent der Menschen, die zwischen 40,5 und 45 Stunden die Woche arbeiten, fühlen sich gestresst. Nur 30 Prozent der Menschen, die mehr als 45,5 Stunden die Woche arbeiten, belastet das nicht. Auch Sonntagsarbeit strapaziert die Gemüter. Jene, die sonntags nicht oder selten arbeiten, sind zu 41 Prozent gestresst. Jene, die sonntags häufig arbeiten, fühlen sich dagegen zu 61 Prozent unter Druck gesetzt.
Lehrer sind am meisten gestresstAuch die Berufswahl spielt beim Wohlbefinden eine Rolle. Den stressigsten Beruf haben nach eigenen Angaben demnach Lehrer, medizinische Pflegekräfte und Berufsfahrer. Weiters in den Top Ten der belasteten Berufe sind: Kassierer, Bauarbeiter und Köche. Interessanterweise steht dem entgegen, dass Arbeitnehmer mit höherem Ausbildungsniveau generell stärker von Stress belastet sind (49 Prozent der Hochschulabsolventen) als Personen mit einem Pflichtschul- oder Lehrabschluss (41 Prozent).
Psychische Belastungen nehmen weiter zuMittlerweile sind nicht nur Personen in gewinnorientierten Unternehmen von Personalabbau und einem höheren Arbeitstempo betroffen, sondern auch Beschäftigte im Sozial- und Pflegebereich. Arbeitsbelastung und Überforderung führen im schlimmsten Fall zu Depressionen. Diese zählen neben körperlichen Beschwerden mittlerweile zu den häufigsten arbeitsbedingten Erkrankungen.
Vorgesetzte werden als Stressauslöser gesehenDer Arbeitsklima Index gibt an, dass der Auslöser für Stress im Beruf oft bei den Arbeitgebern liegt und diese somit für die Gesundheit der Beschäftigten verantwortlich sind. Jene Arbeitnehmer, die unter einem schlechten Vorgesetzten leiden, empfinden zu 80 Prozent Stress, bei Beschäftigten ohne Druck von oben sind es nur 40 Prozent.