Wien: Die größte und beste Uni-Stadt Europas?
In einem Dating-Portal für Studentenstädte wäre Wien heiß begehrt. Auf Studierende übt die Stadt eine fast magische Anziehungskraft aus, 2015/2016 lernten bereits 195.337 Menschen an den Hochschulen der Hauptstadt: 176.194 an den neun öffentlichen Unis, 14.854 an Fachhochschulen und 4.289 an privaten Universitäten. 2008/2009 waren es noch 150.074. Damit ist Wien die größte Studentenstadt im deutschsprachigen Raum, liegt noch vor Berlin mit etwa 175.000 und München mit rund 110.000 Studierenden. Österreichweit stieg die Zahl im Wintersemester 2015/ 2016 zuletzt um 1,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Besonders großen Zulauf verzeichneten die Privatunis, von denen vier in Wien angesiedelt sind.
Auch insgesamt wächst die Stadt immer weiter, verzeichnet aktuell 1,85 Millionen Bewohner und steht laut Statistikamt kurz davor, die 1,9-Millionen-Marke zu erreichen.Was Wien als Studentenstadt besonders macht, bringt Professor Franz Römer in einem Interview für das 2015 erschienene Buch "Wissens- und Universitätsstadt Wien" von Hubert Christian Ehalt und Oliver Rathkolb auf den Punkt: "ein recht günstiger Kompromiss". Zwischen Extremen wie reinen Uni- oder Riesenstädten oder solchen mit großen Unis "in toten Stadtteilen" habe man in Wien mehr die Vor- als die Nachteile einer Großstadt: "Eine Universität von doch beträchtlicher Größe, wie es in Wien der Fall ist, die sich aber inmitten des städtischen und kulturellen Lebens befindet, so etwas wird man in dieser Konstellation anderswo selten finden."
Viele Studierendeentscheiden sich auch auf Grund der Lebensqualität für Wien. Urbanität verbindet sich mit viel Natur, mit den Öffis sind die Studienorte gut zu erreichen und das Leben ist zwar nicht das günstigste, aber im Vergleich mit anderen Städten leistbar. Wobei die Mietpreise für Einzimmerwohnungen in Wien, Linz und Salzburg seit 2010 um bis zu 28 Prozent gestiegen sind. Laut einer Analyse des Portals ImmobilienScout24 lagen diese 2016 bereits bei rund 400 Euro netto. Noch teurer ist Innsbruck, günstiger dagegen Graz.
Wie schwierig sich die Suche nach leistbarem Wohnraum gestalten kann, weiß Student Sebastian aus Erfahrung. Dennoch entschied er sich für Wien, vor allem wegen der Lebensqualität, des großen Freizeit- und auch des Studienangebots. Zudem reizte ihn die Vielfalt an Diskussionsveranstaltungen, sagt er. Was Wien im Gegensatz zu kleineren Städten außerdem mitbringt: eine gute Auswahl an Studentenlokalen. Denn das Leben findet natürlich, aber eben nicht ausschließlich an den Unis und Fachhochschulen statt.
Für ein gutes Imagesorgt auch die lange Tradition als Unistadt. Mit über 94.000 Studis ist die Uni Wien eine der größten Hochschulen Europas und die älteste im deutschen Sprach- und Kulturraum. Gegründet 1365 als "Alma Mater Rudolphina", blickt sie auf eine 652-jährige Geschichte zurück, ist weltweit angesehen und bringt bis heute etablierte Wissenschafter hervor.
Gefüllte Hörsäle verdankt Wien auch Studis aus dem Ausland. An der Uni Wien machen diese rund ein Viertel aus, ein beträchtlicher Teil sind deutsche Staatsbürger. Österreichweit hat sich deren Zahl in den vergangenen zehn Jahren fast verdreifacht. Vorteile sind die gleiche Sprache und ähnliche Kultur, aber auch, dass sie hier unabhängig von Schulnoten studieren dürfen. Von Zulassungstests lassen sich wenige abschrecken.
Autorin: Sabine Karrer