Warum so gern für Tiere und Kinder gespendet wird
Die Zahlen überraschen, erlebt Österreich doch aktuell das zweite Pandemie-Jahr. Trotzdem: Hierzulande wird heuer so viel gespendet werden, wie noch nie.
Der Fundraising Verband Österreich rechnet bis Ende des Jahres 2021 mit einem Spendenaufkommen von 850 Millionen Euro, ein Spendenrekord. Eine Steigerung von 85 Millionen Euro im Vergleich zum Jahr 2020.
Schon im vergangenen Jahr – es war ebenfalls stark von der Corona-Krise geprägt – wurde ein Spendenrekord aufgestellt. Und das trotz Covid, Lockdown und Kurzarbeit.
Oder eigentlich gerade deshalb? „Spenden ist emotional“, erklärt der Vorstand des Fundraising Verband Österreichs im KURIER-Gespräch. „Zum Spenden braucht es Empathie, Solidarität und Sensibilität. Und die empfinden wir immer dann, wenn wir selber betroffen sind hoch“, also etwa in Krisen, erklärt Günther Lutschinger, der den Spendenbericht, seit 2010 betreut.
In der Krise spendenfreudiger
Besonders in Krisenzeiten besinnen sich die Menschen „auf ihre Werte. Es geht ihnen durch die Corona-Pandemie vielleicht auch nicht gut aber sie erkennen, dass es anderen noch schlechter geht.“ Das Bewusstsein wächst, die Menschen spenden mehr.
„Das wurde schon zur Finanzkrise 2008/09 sichtbar und hat sich auch bei den Hochwasser- und Schneekatastrophen vor zwei Jahren gezeigt“, erklärt Lutschinger.
Menschen mit Migartionsbiografie spenden eher
Dieses Phänomen zeigt sich auch bei migrantischen Gruppen in Österreich. „Wir wissen, dass Menschen mit Migrations- und Fluchterfahrung spendenfreudiger sind als Österreicher“, sagt Lutschinger.
Das liege daran, dass diese Menschen durch ihre persönliche Erfahrung ein stärkeres Bewusstsein für die Dringlichkeit von Deckung der Grundbedürfnisse haben. Menschen, denen es „besser“ erging, spenden eher für Themen, wie Wissenschaft, Kultur und Bildung – klassischen Spendenthemen von Mäzenen, erklärt er.
Viele Kleinspender
Generell ist es in Österreich aber auffällig, wie viele Privatpersonen hierzulande Geld-, Sach- oder Zeitspenden geben: Laut des Spendenberichts 2021 des Fundraising Verbands Österreich, geben rund 70 Prozent, der in Österreich lebenden Menschen an, etwas zu spenden.
Die Meisten geben für Kinder und Tiere.
Jeweils 30 Prozent der Befragten gaben an, für diese Themen zu spenden. Während trotz der medialen Berichterstattung rund um die Klimakrise für Umwelt-, Klima- und Naturschutz nur zehn Prozent der Spenderinnen und Spender geben.
„Kinder und Tiere sind für Menschen näher und greifbarer, als die ganze Welt“, erklärt Lutschinger. Deshalb werden von den „Kleinspender“ auch eher Organisationen wie Tierschutzhäuser oder das SOS-Kinderdorf gespendet, als für wissenschaftliche Forschung, die für die Welt wichtig wäre, erklärt der Spenden-Experte.
Keine beste Art der Spende
Ihm ist wichtig, zu betonen, dass es kein Ranking gibt, welche Art der Spenden besser ist. Das hänge vielmehr mit der Individualsituation und den persönlichen Prioritäten zusammen. So gibt es auch kein besser oder schlechter bei der Frage, ob Sach-, Geld-, oder Zeitspenden am effektivsten sind.
Lutschinger bringt einen Vergleich: „Um heute in Afrika zu helfen, ist eine Geldspende wichtiger als eine Sachspende, da der Transport teurer ist als die Leistung. Der Wert von Ehrenamtlichen, die in Pflegeheimen vereinsamte Menschen Gesellschaft leisten, ist mit Geld nicht aufzuwiegen. Junge Leute, die weniger Geld haben, engagieren sich eher persönlich, während häufig ältere Menschen lieber finanziell helfen“, weiß der Geschäftsführer des Fundraising Verband, Günther Lutschinger.
Im Vergleich USA oder Schweiz, die vor allem Großspender haben, besteht Österreich aus „Kleinspender“. Durch sie gehört Österreich zu den Topspendern in Europa“.