Wirtschaft/Karriere

Verhandlungen & Co.: Rüstzeug für das Unvermeidliche

Manche Dinge kommen immer wieder. Die Jahreszeiten. Die Steuererklärung. Weihnachten. Die Schwiegermutter. Auch im Job gibt es – meist unliebsame – Geschehnisse, bei denen das Murmeltier herzlich grüßen lässt. Man will sofort und schon wieder und noch immer mehr Geld. Da bleibt nur die unvermeidliche Gehaltsverhandlung, die man – jetzt, heuer, endlich – angehen will. Oder das jährliche Mitarbeitergespräch, das bedrohlich nahe rückt. Man erinnert sich ungern an vergangenes Jahr. Als man vor dem Chef rumgedruckst hat und nicht so recht wusste, was man sagen soll. Oder die Urlaubsplanung. Sie sorgt alljährlich für
Magenbeschwerden, Ärger, Frust, Streitigkeiten. Oder der neue Kollege. Auch dieser kommt bestimmt. Und wieder behandelt man auch ihn wie eine heiße Kartoffel, oder beäugt ihn argwöhnisch. Doch vielleicht geht’s diesmal ja ganz anders? Ein paar Tipps und Denkanstöße gefällig? Lesen Sie unten.

Gehaltsverhandlungen

Das liebe Geld – meist ist zu wenig davon da. Wie Sie für Ihren Frondienst mehr Lohn bekommen, hängt vor allem von einem ab: Von Ihnen. Sie sind schon zwei Jahre im Unternehmen, Ihr Chef ist zufrieden? Dann ist es längst Zeit für Gehaltsverhandlungen. Denn niemand wird kommen und sie Ihnen anbieten. Folgende Tipps der AK haben wir zusammengetragen:

Denken Sie nach Und zwar, darüber, was Sie wirklich wert sind. KV und Online-Gehaltsrechner können eine Basis liefern, helfen aber nur bedingt weiter. Hören Sie sich in der Branche um. Und schreiben Sie auf, was Sie in den vergangenen Jahren geleistet haben: Darunter fallen erfolgreiche Projekte, Verbesserungsvorschläge Ihrerseits, Weiterbildung.

Schreiben Sie Ihre Vorzüge auf – im Team, im Arbeitsprozess. Dann bitten Sie Ihren Vorgesetzten um einen zeitlich großzügigen Termin.

Im Gespräch Vermeiden Sie persönliche Gründe für ein höheres Gehalt (Kinder/Miete sind teuer, Ihr Mann hat Sie verlassen). Sagen Sie sachlich und konkret, was Sie wollen und was Sie dem Unternehmen dafür bieten: Engagement, weiterhin erfolgreiche Abschlüsse etc. Was die Höhe des Gehalts betrifft: Setzen Sie unbedingt etwas höher an, um sich mit dem Chef in der Mitte zu treffen. Falls er nicht drauf einsteigt, setzen Sie auf Ihren Plan B: Ein höheres Gehalt in einem halben Jahr, bezahlte Weiterbildung, weniger Arbeit.

Urlaubsstreitigkeiten: Planen, um gut zu argumentieren

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Schon wieder reißt sich Kollegin Mayer den August unter den Nagel. Der Grund: Die Kinder – denn der Kindergarten sperrt zu. Sie – ohne Kinder – verstehen nicht, warum Sie zurückstecken sollen. Das Klima im Büro ist unter dem Gefrierpunkt. Zeit für Urlaub, könnte man meinen.

Rechtzeitig planen Arbeitnehmer erhalten in der Regel fünf Wochen bezahlten Urlaub pro Arbeitsjahr. Wichtig ist, mit den Kollegen möglichst früh die Urlaubsplanung zu besprechen. Das bedeutet aber auch: Um die besseren Argumente zu haben, muss man seine Termine kennen – wann der Partner Urlaub bekommt, wann Familienfeste anstehen etc. Möglicherweise gibt es einen Deal: Sie arbeiten im August, gehen dafür im Juli auf Urlaub und kriegen die Brückentage – und die Kollegin muss reinhackeln.

Chefsache Kommen Sie auf keinen grünen Zweig, hilft nur eines: der Gang zum Chef. Der Urlaub muss so und so bei ihm beantragt werden. Der Chef wird allerdings darauf achten, Mitarbeiter mit schulpflichtigen Kindern vorrangig zu behandeln. Möglicherweise wird er Sie zur Rücksichtnahme bewegen. Er darf auch die Dauer des Urlaubs einschränken – z. B. wenn ihm drei Wochen am Stück zu viel sind.

Umsetzen Ist der Urlaub bewilligt, kann er Ihnen auch nicht mehr genommen werden. Der Chef kann Sie aber auch nicht zum Urlaub zwingen. Als Workaholic können Sie umgekehrt auch nicht Geld statt Urlaub fordern – das ist verboten. Wichtig: Erscheinen Sie nach dem Urlaub pünktlich am Arbeitsplatz – eine spontane Verlängerung des Urlaubs ist nämlich ein Kündigungsgrund.

Mitarbeitergespräch: Bereiten Sie sich vor und seien Sie ehrlich

Chef: „Frau Gratzer, wann haben Sie denn nächste Woche Zeit für ein Gespräch?“ Die liebe Frau Gratzer, eine kompetente und sonst durchaus souveräne Person, bekommt nervöses Augenzucken, Schweißhände und ringt zitternd um die Worte: „Mittwoch 16 Uhr.“ Panik, Krise, schlaflose Nächte.

Völlig unnötig, denn Mitarbeitergespräche sind eine Bereicherung, wenn sie richtig geführt werden. Nämlich dann, wenn sich beide Seiten auf das Gespräch vorbereiten. Dann bieten sie den Raum – sie zwingen geradezu – das vergangene Jahr zu überprüfen und Ziele für das neue zu definieren.

Vergangenes Lassen Sie das vergangene Jahr Revue passieren und seien Sie dabei vor allem eines: ehrlich. Es tut mehr weh, wenn Sie vom Chef unvorbereitet auf Mängel angesprochen werden. Stellen Sie sich die Fragen: Welche Aufgaben liegen mir besonders, welche bereiten mir Schwierigkeiten? Wenn nicht alles erreicht wurde, woran lag es?

Zukünftiges Nach der Selbstgeißelung schmeichelt es, sich über mögliche Verbesserungen Gedanken zu machen: Welche Vorstellungen habe ich im Hinblick auf meine berufliche Entwicklung? Welche Fortbildungsmaßnahmen benötige ich? Werden sie berücksichtigt? Habe ich alles was ich brauche, etwa genug Unterstützung vom Chef oder einen guten Computer?
Außerdem: Unterlagen mitnehmen, neue Ideen vorstellen, und Gespräch wenn möglich, nicht am Schreibtisch durchführen.

Und: Ruhig auch dem Chef Feedback geben – er kann’s ertragen.

Neue Kollegen: Der Neue hat Gabi nicht gekündigt

Neue Kollegen sind ein Unsicherheitsfaktor. Aber es gilt das gleiche Prinzip wie bei einer Spinne im Schlafzimmer: Sie hat mehr Angst vor Ihnen als umgekehrt.

Vor dem ersten Tag Man sollte am ersten Tag vom Neuen keine Wunder erwarten. Was man jedoch voraussetzen kann, ist, dass er sich ein Bild vom Unternehmen gemacht hat. Um ihm das zu erleichtern, ist es ratsam, dem Neuen vorab notwendige Informationen, etwa Unternehmens-Broschüren zukommen zu lassen.

Erster Arbeitstag „Was haben wir damals gelacht, als wir den neuen Kollegen in dem Glauben gelassen haben, dass es Usus ist, den Chef mit dem Vornamen anzureden“. Weder witzig für den Chef noch für den Mitarbeiter. Streiche spielen und sich über den Neuen lustig machen ist nicht nett, sondern höchst infantil. Geben Sie ihm lieber eine faire Chance, holen Sie ihn vom Empfang ab, heißen Sie ihn willkommen, führen Sie ihn herum, stellen Sie ihn vor, gehen Sie mit ihm Mittagessen. Es ist für den Neuen nie leicht, denn meist sind die Fußstapfen seines Vorgängers riesengroß. Geben Sie nicht dem neuen Mitarbeiter die Schuld, dass Gabi das Unternehmen verlassen musste.

Erste Wochen, Monate In den ersten Wochen und Monaten muss sich der Kollege in die Arbeitsabläufe einfinden. Im Optimalfall wird ihm in den ersten Wochen oder Monaten ein kompetenter Ansprechpartner aus dem Kernteam zur Seite gestellt, ein Pate sozusagen. Wenn es trotzdem zu Störungen kommt, oder schlichtweg irgendetwas nervt, sprechen Sie es an – aber bitte professionell.