Uni-Pause: Ein Jahr in Kambodscha
Von Dominique Rohr
KURIER: Was waren Ihre Gründe, ein Jahr nach Kambodscha zu gehen?
Matthias Thym: In erster Linie war es Neugier, eine andere Kultur kennen zu lernen. Und auch um mich selbst ein bisschen herauszufordern.
Kann man sein Studium so einfach unterbrechen?
Ich habe mich nach zwei Semestern an der TU Graz beurlauben lassen, das war gar kein Problem. Ein soziales Jahr im Ausland ist da Begründung genug.
Wo arbeiten Sie jetzt genau?
Ich arbeite im Kinderdorf Tani. Tani ist eine Kommune im Südosten Kambodschas. Das wird von einer ganz kleinen österreichischen NGO geleitet. In dem Dorf sind vornehmlich Waisenkinder beziehungsweise Kinder aus sehr schwierigen Verhältnissen, die dort ein Dach über dem Kopf, Verpflegung und was sie sonst noch brauchen bekommen.
Was zählt zu Ihren Aufgaben?
Die Instandhaltung am Gelände, die Freizeitbeschäftigung der Kinder und ich habe immer ein offenes Ohr für ihre Probleme. Mit meinem Kollegen gemeinsam gestalte ich außerdem Englisch- und Computerunterricht für die Kinder, wo es vor allem darum geht, spielerisch zu lernen.
Gab es bei der Ankunft einen Kulturschock?
Eigentlich gar nicht. Weil wir im Kinderdorf so herzlich aufgenommen wurden und geschaut wurde, dass wir uns willkommen fühlen.
Was sind Ihre Herausforderungen oder Schwierigkeiten?
Es gibt natürlich hie und da Kinder, die plötzlich meinen, sie möchten nicht mehr in die Schule gehen. Da muss man dann gemeinsam daran arbeiten und mit dem Kind darüber sprechen. Aber es ist jetzt nicht so, dass man das nicht lösen könnte.
Wie lösen Sie die Sprachbarriere?
Mein Kollege und ich haben uns von Anfang an sehr viel Mühe gegeben, die Sprache zu lernen. Beim Unterricht mit den kleineren Kindern ist es teilweise eine Herausforderung, weil die natürlich noch nicht wirklich Englisch können. Deshalb muss man dann oft mit Händen und Füßen kommunizieren und das ganze eben möglichst spielerisch machen.
Inwiefern kann man von einer solchen Auslandserfahrung profitieren?
Ich glaube, dass es einem ganz viel Gelassenheit schenkt. Dass man eben weiß, dass es auch einen ganz konträren Lebensentwurf zum eigenen gibt und dass die Leute hier auch mit ganz anderen Standards und Einstellungen sehr glücklich und zufrieden sind. Vielleicht sogar glücklicher als wir in unserer Kultur.
Gibt es einen Moment, an den Sie sich besonders gerne zurückerinnern?
An einem Abend in der Regenzeit habe ich den Kindern beim Spielen zugesehen. Sie haben mich dann zu sich gerufen und ich bin mit ihnen durch den Regen gelaufen und war vollkommen durchnässt. Da sind alle Sorgen abgefallen und ich habe gemerkt, dass man sich einfach fallen lassen kann und gar nicht so viel braucht, um zufrieden zu sein.
Was sollte man in eine fremde Kultur mitbringen?
Es ist einfach wichtig, dass man sich eine offene Geisteshaltung bewahrt. Dass man Dinge, die fremd sind, nicht als etwas Negatives abtut, sondern als etwas, das es auch wert ist kennengelernt zu werden. Wenn man sich darauf einlässt und bereit ist sich der fremden Kultur zu öffnen, viel Neues kennenzulernen und viel zu leisten, dann bekommt man auch ganz viel zurück.
Seit Anfang 2016 wird der Auslandsdienst als Auslandsfreiwilligendienst bezeichnet und soll nicht mehr wie bisher, in erster Linie als Alternative zum Präsenz- bzw. Zivildienst dienen, sondern Männern und Frauen jeden Alters den interkulturellen Einsatz ermöglichen. Nach wie vor kann das Jahr aber als Ersatz für den Zivildienst angerechnet werden, was im Vorhinein mit der Zivildienstserviceagentur abgeklärt werden muss. Bis auf ein kleines Taschengeld erfolgt der Dienst unentgeltlich. Je nach Alter und Einkommen besteht eventuell ein Anspruch auf Förderung, mit der Aufwände wie Transport, Visum oder Impfungen sowie Kosten für die Unterkunft und Verpflegung abgedeckt werden können. Hier können Sie sich informieren:
http://www.meinauslandsdienst.at
http://www.tani.at