Treichl: "Frauen können besser Nein sagen"
Von Patricia Haller
Bei der Wirtschaftskammer beißt Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) derzeit auf Granit: Das Vorhaben der Frauenministerin, Frauenförderpläne für die Privatwirtschaft gesetzlich zu verankern, stößt dort auf Ablehnung.
Doch so, wie sie auf Widerstand trifft, hat sie auch Mitstreiter: Und die fand Heinisch-Hosek in den beiden Unternehmenschefs Andreas Treichl und Christian Kern. Der Vorstandsvorsitzende der Erste Bank Group und der Generaldirektor der ÖBB-Holding assistierten der Ministerin am Mittwoch bei der Präsentation einer 16-seitigen Broschüre zur betrieblichen Frauenförderung. "Leitfaden", nennt Heinisch-Hosek das Heft, das sie samt Begleitbrief an die 600 größten Unternehmen Österreichs verschicken wird.
Grund für diese Aktion: Sie habe bei Betriebsbesuchen bemerkt, dass es zu wenig Information zum Thema gebe. Klar sei aber auch eines: "Frauenförderung muss Top down passieren. Wenn der Chef nicht sagt, dass er das will, wird es auch nicht passieren." Die Wirtschaft solle nicht auf das Potenzial der Frauen verzichten. Werden Frauen gefördert, erhöhe das die Gesamtleistung von Betrieben, sagt die Ministerin unter Berufung auf eine schwedische Studie: Das Wirtschaftswachstum könne so um bis zu 30 Prozent gesteigert werden . Als Werkzeuge werden in der Broschüre unterschiedliche Maßnahmen genannt – von Quoten über gezielte Qualifizierungsprogramme bis zu Frauenbeauftragten.
Erhöhen
Treichl und Kern gaben der Ministerin recht. Beide nannten das Ziel, in ihren Unternehmen den Anteil der Frauen innerhalb der kommenden Jahre steigern zu wollen. Kern: "Wir können auf die Hälfte des Potenzials nicht verzichten." Treichl sagte, dass die Bankenbranche die einzige Branche sei, die auch "Nein" sagen müsse – etwa, wenn es darum gehe, Schulden nicht zuzulassen. Treichl mit Verweis auf wissenschaftliche Belege: "Das können Frauen besser. Es ist für uns essenziell wichtig, den Managerinnenanteil zu erhöhen."
Zu dem Vorhaben eines Gesetzes äußerten sich weder Treichl noch Kern negativ. Mit oder ohne Gesetz sei Frauenförderung ein Thema der Produktivität, bekannten beide unisono. Erste-Boss Treichl: "Wenn ein Gesetz kommt, werden wir uns dem nicht entgegenstellen."
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