Trachtig, aber nicht kleinkariert
Von Simone Hoepke
Das Blümchen, auf gut Kärntnerisch "Pleamle" ist zum Markenzeichen des Architektur-Studenten Daniel Derler geworden. Zunächst hat der Villacher sein als Marke eingetragenes Pleamle auf Polos gestickt. Mittlerweile ziert das Pleamle Snowboards, Flipflops und sogar Hochzeitskleider.
Die Idee entstand am Villacher Kirchtag, erklärt der gebürtige Villacher. "In der Brauchtumswoche hat man entweder eine teure Tracht getragen oder eben normale Kleidung. Ich wollte eine leistbare, unkomplizierte Alternative bieten." So kam die Idee für Polos mit Pleamle-Stick (Kostenpunkt rund 60 Euro), die als Kombinationsstücke zu Lederhosen gedacht waren. Der Erfolg seiner Idee hat Derler dann selbst überrascht.
Das Polo, dass es ursprünglich am Kirchtagsstandl gegeben hat, wird mittlerweile in Boutiquen und längst nicht mehr nur in Villach verkauft. "Im Vorjahr haben wir zwei Millionen Euro umgesetzt, die Hälfte davon außerhalb Kärntens." 2012 soll ein eigener Shop in Graz die Pforten öffnen, das Geschäft in seiner Heimatstadt Villach wird flächenmäßig verdoppelt. Zudem werden die Kollektionen von mittlerweile 120 Partner-Boutiquen in Österreich, Deutschland, der Schweiz und Belgien vertrieben. "Wir haben die Zahl der Partner-Betriebe reduziert, dafür legen wir jetzt mehr Wert darauf, dass es eine größere Auswahl an Stücken gibt."
Auf die Rolle des patriotischen Kärntners will sich Derler, der in Wien Architektur studiert hat, keinesfalls reduzieren lassen. Ein Angebot, für die Kärntner Landesregierung zu fertigen, hat er gleich am Beginn seines Unternehmerlebens ausgeschlagen: "Wir sind eine weltoffene Marke. Zudem ist das Blumenmotiv im ganzen Alpenraum - von Slowenien bis zum Schwarzwald - verbreitet."
Deutschland
Gas geben will der 33-Jährige, der sein Studium aus Zeitmangel vorübergehend an den Nagel gehängt hat, nun in Deutschland. "In Bayern haben wir bereits zwanzig Händler. Heuer werden wir unsere Kollektion verstärkt auf deutschen Messen präsentieren."
Schon bisher war das Unternehmen mit mittlerweile zwölf Mitarbeitern auf deutschen Messen vertreten - allerdings nicht nur auf Trachtenmessen. "Wir profitieren zwar von der steigenden Nachfrage nach Trachten, sind aber eine sehr moderne Form dieses Segments." Deswegen versucht Derler, seine Kollektion auch auf weniger einschlägigen Plattformen bekannt zu machen. Zum Beispiel bei der Berliner Textil-Fachmesse Bread and Butter, bei der moderne Freizeitmode präsentiert wird. "Wir sind mit unseren Kollektionen - die bis zu Sweat-Pullis und Bikinis reicht - zum Teil schon weit weg vom reinen Trachtensegment. Bei der Bread and Butter hatten wir die Möglichkeit, einen größeren Radius zu erreichen", erklärt Derler. Die Mode aus Österreich konnte offensichtlich beim internationalen Publikum punkten. "Bei der nächsten Bread and Butter sind wir wieder dabei." Derlers Ziel: Den Exportanteil weiter ausbauen. Derzeit werden rund zehn Prozent der Modelle außerhalb der Landesgrenzen verkauft.
Weniger erfolgreich war der Auftritt bei der internationalen Sportartikelmesse ISPO in München, gesteht Derler: "Wir haben unterschätzt, dass es dabei vor allem um Funktionskleidung geht, die wir nicht bieten." Mit seinem Geschäftskonzept sei es eben gar nicht so einfach, einen geeigneten Rahmen zu finden.
Jeder will was - und das sofort
Wieso das Ganze?
Das weiß ich selber nicht. Ich hatte mir drei Dinge fest vorgenommen: Nicht in Villach zu bleiben, nichts mit Mode und nichts gemeinsam mit meinen Eltern zu machen. Jetzt habe ich alle drei. In Zukunft nehme ich mir nichts mehr vor! (Derlers Mutter betreibt ein Brautmodengeschäft in Villach und unterstützt ihn wie auch sein Vater.)
Die größten Hürden?
Am Anfang fast alles. Jeder will was und sofort, da ist es nicht immer leicht, sich für die richten Dinge zu entscheiden.
Ihr größtes Glück?
Dass ich so viel Spaß daran habe.
Die größte Stütze?
Meine Eltern und mein Optimismus.
Das haben wir gefeiert ...
Es hat jetzt schon einige Partys gegeben ...
Wohin soll's gehen?
Raus in die große weite Welt!