Stuntman: "Das Adrenalin konzentriert sich"
Betritt er den Raum, explodieren Autos, spritzt Blut. Tom Hanslmaier begibt sich beruflich in gefährliche Situationen – für die Kamera. Und: Action!
1 Was war Ihr bisher gefährlichstes Stunt-Stück?
Das war eindeutig die Kino-Szene in „Inglourious Basterds“. Wo die Funken von der Leinwand auf die Sitze überspringen und der Saal in Flammen aufgeht. Diese Szene wurde fünf Monate lang vorbereitet, 150 Stuntmänner waren im Einsatz. Für 15 Sekunden Film.
2 Warum sind Sie Stuntman geworden?
Im Radio lief eines Tages eine Werbung des „Cobra 11“-Produzenten für Stunt-Workshops. Da hab ich mich einfach beworben und mitgemacht. Ich habe mir das alles anfangs aber gar nicht zugetraut.
3 Was muss ein Stuntman können?
Die meisten sind Extremsportler und werden für Stunts auf ihrem Gebiet gebucht. Ich hingegen versuche ein Generalist zu sein. Auf jeden Fall muss ein Stuntman beweglich sein und gut nachahmen können. Und vor allem die Idee des Regisseurs aufnehmen und umsetzen können.
4 In wie vielen Filmen haben Sie schon mitgespielt?
Ich glaube in 40.
5 Wie ist die Stimmung an internationalen Sets?
Für mich ist das ein bisschen wie im Wartezimmer beim Arzt. Man sitzt, wird für seine Szene aufgerufen, es wird gedreht, das war’s. Jeder ist konzentriert. Da wird auf sehr hohem Niveau produziert. Entweder du machst deinen Job gut, oder du fliegst. Small-Talk gibt’s da nicht.
6 Sie legen Ihr Leben oft in die Hände von Kollegen, müssen vertrauen.
Ja. Das funktioniert aber nur, wenn das Klima am Set zu 100 Prozent gut ist. Ist man sich sympathisch, sinkt die Fehlerquote. Wenn die Beteiligten gestresst sind, klappt auch der Stunt nicht.
7Gibt es für Sie Grenzen wo Sie sagen: „Das mache ich nicht“?
Wenn ich merke, mein Gegenüber schätzt die Situation falsch ein und mein Bauch sagt: „das geht sich niemals aus“.
8 Wie oft mussten Sie im Film „sterben“?
Nur zwei Mal im gleichen Film. Nur in anderen Rollen.
9 Wie sieht Ihr normaler Arbeitstag aus?
Ich trainiere bis zu 2,5 Stunden täglich, mache Termine, Vorbereitungen und koche zwischendurch.
10 Was ist das Beste am Job?
Der Moment, bevor eine Aufnahme los geht. Da stecken Monate Vorbereitung dahinter, das Adrenalin konzentriert sich auf diesen einen Moment – Wahnsinn.
11 Was mögen Sie gar nicht?
Neid. Und die Absagen, die der Beruf einfach mit sich bringt.
12 Wie viel verdienen Sie?
Ein Gewerkschafter würde sagen: 780 Euro Tages-Minimum. Ich sage: arbeite ich viel, verdiene ich viel. Arbeite ich weniger, ist es auch weniger.
13 Sie sind 41 – wie lange möchten Sie den Job noch machen?
So lange wie möglich, so lange es geht. Ich finde, man altert durch das Denken.
Der 41-jährige Oberösterreicher macht eine Lehre zum Kfz-Mechaniker. Nach seinem Frankreich-Aufenthalt als Au-Pair macht er eine Ausbildung zum Pferdeführer und arbeitet nebenbei als Brot-Zusteller und als Monteur. Er entschließt sich, an der Anton Brucker Privatuniversität seiner Leidenschaft, dem Tanz, nachzugehen. Nach seinem Diplom in zeitgenössischem Tanz hängt er noch ein Master-Studium an. Seitdem arbeitet er erfolgreich als Stuntman, Tänzer und Schauspieler.