Wirtschaft/Karriere

Studentin trifft Manager: Stepic persönlich

Die beiden kennen einander nicht, sind auf den ersten Blick das Gegenteil voneinander. Er, der Bankdirektor mit der mächtigen Erscheinung. Sie, die junge Berufseinsteigerin, zierlich. Herbert Stepic ist Vorstandsvorsitzender der Raiffeisen Bank International (RBI), der Ostpionier, der seit 1986 die größte westliche Bank in Russland und den ehemaligen GUS-Staaten aufgezogen hat. Goldenes Ehrenzeichen der Republik, Banker of the Year.

Viktoria Beck wurde 1986 geboren, hat soeben das Wirtschaftsstudium abgeschlossen, arbeitet als Wirtschaftsprüferin bei Ernst & Young. Die Gewinnerin des Raiffeisen Börsespiels darf den Top-Banker einen Tag lang begleiten: Es ist Hauptversammlung. Die gesamte Bankenspitze ist im Austria Center versammelt. Nach dem Aktionärstreffen sitzen Stepic und Beck im VIP-Bereich zum gemeinsamen Mittagessen zusammen. Sie plaudern, scherzen, lachen und befragen sich neugierig gegenseitig.

Herbert Stepic: Wie haben Sie fast 68 Prozent Rendite geschafft? So eine Aktienperformance hätte ich gerne.

Viktoria Beck: Nach der Atomkrise im vergangenen Jahr bin ich in Solaraktien gegangen, die sind kurzfristig raufgeschnalzt.

Stepic: Haben Sie gekauft und gleich wieder verkauft?

Beck: Ja. Kurzfristdeals.

Stepic: Eine Zockerin. Wann war das genau?

Beck: Im Winter, Ende November 2011.

Stepic: Haben Sie da nicht mehr Profit gehabt, als Sie jetzt zum Schluss hatten?

Beck: Ja, Sie haben recht.

Dann dreht Viktoria Beck die Fragestunde um. Was dem Banker ein lachendes "Hallo, ich soll ja Sie interviewen, nicht Sie mich" entlockt.

Viktoria Beck:

Wie kommt man eigentlich zu einer Position, wie Sie sie haben?

Herbert Stepic:

Ich habe den Posten nie angestrebt. Das kann man gar nicht. Und wenn, kriegt man ihn nie, weil dann müssen Sie so verbissen sein, dass Sie zu einem Kotzbrocken werden. Und als Kotzbrocken können Sie nie Karriere machen. Ich war ein mittelmäßiger bis schlechter Schüler, aber an der Uni ist es sehr gut gegangen. Ich hatte dann ein schmeichelhaftes Angebot von der Bank, habe das aber abgelehnt, weil ich international arbeiten wollte.

Beck: Schwieriger Jobeinstieg?

Stepic: Uns ist es 1972 viel viel besser gegangen als euch. Heute haben wir ein Akademiker-Überangebot und einen geringen Bedarf.

Beck: Ich habe Freunde, die sind total super, machen ein Praktikum nach dem anderen, aber kriegen keine gescheite Fixanstellung.

Stepic: Ich sehe auch bei meinem Sohn, wie schwierig das heute ist.

Beck: Wie ist es bei Ihnen weitergegangen?

Stepic: Dann kam ein zweites Angebot: Aufbau des internationalen Geschäfts bei Raiffeisen. Das war mein Job. Ein super Job. Ich hab sofort Ja gesagt. Aber: Fleißig war ich schon immer, gearbeitet hab ich wie ein Viech. Aber ich empfinde Arbeit nicht als Arbeit.

Beck: Werden Sie je aus dem Business aussteigen?

Stepic: Nein, das ist mein Leben. Was soll ich daheim?

Beck: Hat man überhaupt Urlaub in so einer Position?

Stepic: Oh ja. Ich wäre ein schlechter Manager, wenn ich das nicht hätte. Das heißt aber nicht, dass ich mir den Luxus leiste, komplett abzuschalten. Ich bin immer irgendwie im Unternehmen. Ich empfinde das nicht als Nachteil.

Stepic: Also noch einmal: 68 Prozent haben Sie gemacht, weil Sie eine gute Zockerin sind. Macht Ihnen Ihr Job als Wirtschaftsprüferin Spaß?

Beck: Ja, weil er sehr abwechslungsreich ist.

Stepic: In Wirklichkeit erlebt man ein Unternehmen auch anhand seiner Zahlen. Sind Sie denn ein Zahlenmensch?

Beck: Kein typischer. Das Kreative liegt mir auch.

Stepic: Wenn Sie kein Zahlengefühl hätten, meine Liebe, wären Sie nicht so gut. Ich war nie ein guter Zahlenmensch. Ich bin auf der kommunikativen Seite stark.

Beck: In so einem Job ist das aber sicher viel wichtiger. Bei den Zahlen helfen Ihnen doch eh Ihre Leute.

Stepic: Ich glaube, das wichtigste für einen Manager ist die Mitarbeiter-Motivation.

Börse-Siegerin: 67,58 % Rendite

Viktoria Beck Wirtschaftsprüferin bei Ernst & Young, 26 Jahre alt – sie ist die Gewinnerin des Raiffeisen-Börsespiels "Uni-Investor 2011/12" . Vier Monate Laufzeit hatte die größte Kapitalmarkt-Jugendinitiative Österreichs. Die Gewinnerin erwirtschaftete eine Rendite von +67,58%. "Wir wollen jungen Menschen den Kapitalmarkt und die Börse näherbringen", freut sich Raiffeisen-Marketer Leodegar Pruschak über das große Interesse. Die Teilnehmerzahl konnte gegenüber dem Vorjahr um 17 Prozent erhöht werden, rund 11.000 Personen nahmen teil. Die Siegerin Viktoria Beck erhält 2000 Euro und einen Tag mit dem Top-Banker Herbert Stepic.