Wirtschaft/Karriere

Sprung geschafft: Von der FH an die Uni

Der Schritt von der FH auf die Uni galt lange, und gilt teilweise noch immer, als ein schwerer. Klaus Altendorfer hat ihn geschafft. Sein Notendurchschnitt im Doktor: 1,0.

Altendorfer ist im oberösterreichischem Oberkappel aufgewachsen. Die Marktgemeinde verzeichnet aktuell knapp 750 EinwohnerInnen. Bevor er 2011 an der Universität Wien seine Dissertation abschloss führte ihn sein Bildungsweg aber vorerst an die HTL in Neufelden. Nach dem Abschluss sammelte der jetzt 35-Jährige im Projekt-Controlling erste betriebswirtschaftliche Eindrücke. "Das war die Zeit", sagt Altendorfer, "in der ich erstmals mit dem Themenfeld der Betriebswirtschaft in Kontakt gekommen bin."

Von der FH auf die Uni

Mit 21 Jahren hat er dann den Schritt an die FH-Oberösterreich gemacht. Zu dem Zeitpunkt sei allerdings noch keine Spur von dem Ziel einer Hochschulkarriere da gewesen. Erstmals wollte Altendorfer das Studium in Management und Produktion nur abschließen. Gegen Ende entdeckte er aber doch noch sein Interesse für die Forschung und spielte erstmals mit dem Gedanken, ein Doktoratsstudium aufzunehmen. Nach einer, wie er sagt, "einjährigen Vorbereitungs- und Nachdenkphase", hat er sich am betriebswirtschaftlichen Zentrum der Uni Wien für einen Ph.D. inskribiert. Zur Mitte des Doktoratsstudiums entschied er sich dann schließlich, eine Hochschulkarriere einzuschlagen.

Mittlerweile hat Altendorfer mit seiner Habilitation an der Johannes Kepler Universität Linz die höchste akademische Qualifikation im österreichischen Hochschulwesen erreicht. Zum jetzigen Zeitpunkt ist er dort als externer Lektor, außerdem mit einer vollen Professur an der FH-Oberösterreich tätig.

Die Hürden zur Habilitation

Dass eine derartige Karriere auch Abstriche im Privatleben mit sich bringt, leugnet Altendorfer nicht. Im Gespräch erklärt er, dass das Finden eines Betreuers und damit der Einstieg ins Doktoratsstudium, zur damaligen Zeit (2007), eine, "der wirklichen Schwierigkeiten" in seiner akademischen Laufbahn gewesen sei. Trotzdem geht er davon aus, dass sich die Situation im Laufe der vergangenen zehn Jahre kontinuierlich gebessert hat. Zum einen macht Altendorfer das am Bachelor-Mastersystem fest, zum anderen sieht er an den Fachhochschulen, seit ihrem Bestehen Mitte der 90er-Jahre, einen starken und stetigen Reifungsprozess.

Systemunterschiede

Die Grundlagenforschung sei zwar nach wie vor Thema der Universitäten, dennoch werden FH, ob ihrer anwendungsbezogenen Forschung, immer mehr wahrgenommen, meint Altendorfer. Generell könne man ganz allgemein sagen, dass Fachhochschulen und deren Inhalte mehr von Praktikern und Anforderungen aus der Wirtschaft angetrieben sind. Die Universitäten hingegen richten ihre Ausbildungsprogramme eher anhand des wissenschaftlichen Diskurses und dessen Weiterentwicklung aus. Welchen Weg man einschlägt sei letztendlich eine Typfrage: Ist man eher zielorientiert und möchte eine sehr konkrete Ausbildung (FH) oder interessiert man sich eher für die wissenschaftliche Entwicklung, hätte gerne eine etwas breitere Ausbildung und würde sich lieber erst später in seinem Studium spezialisieren (Universität).

Wie auch immer man sich entscheidet: Heute ist auch ein späterer Wechsel nicht mehr so schwierig, wie er früher einmal war.

Cornelia Blum vom Rektorat der Universität Wien spricht von einem Annäherungsprozess, in den vergangenen 20 Jahren. Ist die jeweilige FH allerdings zu praxisorientiert und entspricht so gar nicht dem wissenschaftlichen Fokus der Uni, könnten Komplikationen durchaus auftreten, erklärt Blum. FH-Abschlüsse müssten gegebenenfalls auf Gleichwertigkeit überprüft und Prüfungen nachgeholt werden.

Auch Beate Huber, Kollegiumsleiterin der FH Wien der WKW, erkennt eine deutliche Annäherung. Es gebe zwar schon auch immer wieder FH-Studierende, die am Zulassungsverfahren der Unis scheitern, öfter seien es aber eher die Kulturunterschiede, die einen Einstieg erschweren.