Sein Risiko, ihre Zurückhaltung
Von Sandra Baierl
Sind Männer risikobereiter und zahlt sich dieses Risiko aus? Das wollten Forscher der Johannes Kepler Universität Linz (JKU) wissen. Ein schwieriges Forschungsfeld, denn: "Feldversuche sind nahezu unmöglich, weil die Rahmenbedingungen fast nicht zu kontrollieren sind", so René Böheim von der JKU. Er untersuchte mit Kollegen das Risikoverhalten von Männern und Frauen – zuletzt anhand von Basketballspielen.
Auf Druck reagieren sie anders
Zwölf Frauen- und 30 Männerteams der prominenten US-Profi-Ligen NBA und WNBA wurden über zehn Jahre beobachtet. Der Vorteil: Im Basketball gibt es klar abgrenzbare riskante Strategien (schwierige Drei-Punkt-Würfe) und weniger riskante Strategien (leichtere Zwei-Punkt-Würfe). Männer zeigten sich in kritischen Situationen deutlich risikobereiter als Frauen: "Drei-Punkt-Versuche erfolgen aus größerer Distanz und scheitern natürlich öfter. Wir haben gesehen, dass gerade gegen Ende eines Viertels Männer signifikant häufiger das riskante Spiel wählen." Konkret: Liegen Männer in der letzten Spielminute im Rückstand, steigt die Wahrscheinlichkeit, den riskanten Drei-Punkt-Wurf zu versuchen, um sieben Prozent. Bei Frauen sinkt diese Wahrscheinlichkeit hingegen um 9,5 Prozent.
Generell zeigt sich: Männer wählten umso öfter die riskantere Strategie, je mehr auf dem Spiel stand. Die weiblichen Profis hingegen versuchten lieber, Fehlwürfe zu vermeiden. "Man könnte sagen: Die männlichen Teams wollen eher den Sieg erzwingen und weibliche Teams wollen eher die Niederlage vermeiden", so Studienautor Lackner.
Der Unterschied im Risikoverhalten von Männern und Frauen wird von den potenziellen Konsequenzen stark beeinflusst. "Insofern kann dieses Ergebnis durchaus auf vergleichbare Umfelder umgelegt werden, z. B. auf Entscheidungen in Management-Positionen oder dem Verhalten auf Finanzmärkten", so die Forscher. Dass mehr Risiko aber zu mehr Erfolg führt, konnten die Forscher nicht belegen.