Wirtschaft/Karriere

"Schlaues Kerlchen, kein Streber“

Harald Mahrer hier, da, überall: Nach einem eher stillen Start im September 2014 hat der Staatssekretär für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft seinen prominenten Platz gefunden: Er ist Liebling der Podiumsdiskussionen und begehrtes Interviewsubjekt. Seine Themen: Start-ups und Bildung, die Jungen. Seine Botschaften: Direkt, punktgenau, ohne aufgesetzten Politikersprech. Wir überprüfen das im Wordrap.

KURIER: Ist die Politik eine Mission Impossible?

Nein. Ich sehe mich eher als Jedi-Ritter im Kampf gegen die dunkle Seite der Macht.

Wie war das Gefühl auf dem Red Carpet vor der Oper bei der Premiere von Mission Impossible?

Cool und hot zugleich – es hatte 37 Grad an diesem Tag.

Sex, Drugs and Rock ’n’ Roll: In welcher Reihenfolge, Herr Staatssekretär?

Da fragen Sie lieber meine Groupies … ;-)

Was macht Sie als Politiker anders als die anderen?

Ich folge meiner Vision, ich höre auf meine innere Stimme – und pfeife auf Umfragewerte.

Sie waren einmal ÖH-Vorsitzender: Was haben Sie damals für die Studierenden erreicht?

Weniger Massenuni, faire Prüfer, mehr Internationalisierung – und ausufernde Partys!

Was hat Ihnen der ÖH-Vorsitz für die Karriere gebracht?

Unfassbar viel Verhandlungsgeschick.

Als Student: Waren Sie ein Erste- oder Letzte-Reihe-Sitzer? Oder gar ein Streber?

Ganz klar: Seit der Schulzeit immer letzte Reihe. Ein schlaues Kerlchen muss kein Streber sein.

Wieso war es für Sie klar, ein Studium zu absolvieren?

Ich bin extrem neugierig und hungrig nach Wissen. Ich wollte nach der Schule noch viel mehr lernen. Und natürlich gab es da die coolen Studentenpartys … (lacht)

Bildung wird in Österreich noch immer sozial vererbt – Arbeiterkinder schaffen es kaum an die Uni. Wie wollen Sie das ändern?

Die Talenteförderung bei den Kleinsten beginnen – schon im Kindergarten und dann über alle Schulstufen durchziehen.

Ein Ergebnis aus Ihrer Zeit als Forschungsassistent an der WU?

Ich habe in den späten Neunzigern im Internetbereich geforscht. Daher die tiefe Überzeugung, dass das Internet die größte Veränderung für die Welt bringt seit der Erfindung des Buchdrucks. And believe me: Wir stehen erst ganz am Anfang.

International liegen die Österreichischen Unis rund um Platz 200. Können wir je Spitze werden?

Sind wir schon in vielen Forschungsfeldern. Schlechtreden drückt nur auf die Stimmung.

Was brauchen die Unis jetzt am dringendsten?

Mehr Schwerpunktsetzungen, weniger Schrebergartendenken, eine gesunde Konkurrenz und mehr Kooperation.

Das Hochschulbudget liegt bei ca. 3,8 Milliarden Euro: Reicht das?

Wenn ich den magischen Bankomaten finden würde, dann würde ich dort für die Unis viel mehr Kohle abheben.

Würden Studiengebühren die Hochschulen besser machen?

Wenn sie zweckgebunden wären und die Unis die Mittel direkt verwenden könnten, dann ganz sicher.

Was ist ein Studium heute wert?

Sehr viel für den einzelnen Studierenden. Und leider viel zu wenig nach der Meinung der breiten Bevölkerung.

Ein Absolvent kostet im Schnitt 85.476 Euro. Eine lohnende Investition?

Was für eine Frage – selbstverständlich!

Was wollen Sie politisch im nächsten Jahr erreichen?

Dass der Wirtschaftsmotor wieder brummt. Und sich die negative Stimmung im Land dreht.

Wollen Sie Kanzler werden?

Ich habe da eine andere Vision …

Ihr wichtigstes Statussymbol?

Ich hatte mal einen Aston Martin. Heute sind es meine bunten Krawatten, sagt die holde Damenwelt. (grinst)

An Ihr Haar lassen Sie nur ...

… meinen Friseur Robert, meine Haarpackungen und meinen Föhn.

Der Staatssekretär

Er ist, neben Kollegen Sebastian Kurz, die Zukunftshoffnung der ÖVP. Er war einst Vorsitzender der ÖH, auch Forschungsassistent an der WU und Geschäftsführender Gesellschafter der Publico. Von 2011 bis 2015 war er Präsident der Julius Raab Stiftung, seit 1. September 2014 ist er Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft. Zu seinem Amtsantritt schrieb Der Standard: „Harald Mahrer: Ein Mitdenker als Mitterlehners Mitläufer. Detailreich komponierte Outfits, souveränes Lächeln, akkurat geföhnte Haartolle im Stil des 80er-Jahre- Schnulzenpoppers Rick Astley“.
Mahrer will mehr als das sein. Er setzt auf die Themen Innovation, Unternehmerstandort Österreich, Start-ups und Bildung. Er will eine neue Gründerzeit für Österreich.