Wirtschaft/Karriere

Brechen Jus-Studenten ihr Studium wirklich öfter ab, Herr Koller?

Eine Analyse der Statistik Austria zeigt, dass nach zehn Jahren nur 26 Prozent der Studierenden ihren Bachelor in Jus abschließen. Ähnlich soll es auch im Diplomstudium Jus aussehen. Hier wurden 56 Prozent der Studien nicht abgebrochen beziehungsweise unterbrochen. Christian Koller, Vizedekan an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Uni Wien erklärt im KURIER-Gespräch, wie es zur hohen Drop-out-Quote kommt.

Wie können Sie sich das erklären, Herr Koller? 

Christian Koller: Wir legen großen Wert auf unsere strukturierte Studieneingangsphase, in der Studierende ein  Gefühl dafür bekommen, ob ihnen das Fach liegt oder nicht. Oft sind Maturanten mit der Studienwahl überfordert und können sich wenig  unter den Fächern  vorstellen. Die Eingangsphase erfüllt somit einen wichtigen Zweck. Man hat nicht versagt, wenn man sich in dieser Zeit für eine andere Richtung entscheidet.

Die Analyse-Ergebnisse geben also ein verzerrtes Bild.

Ich finde den gezogenen Vergleich unpassend. Man blickt auf einen Zeitraum von zehn Jahren zurück und setzt Kohorten von Jus mit der Medizin gleich. Dabei haben das Juridicum und auch andere juristische Fakultäten ihr Aufnahmeverfahren erst später, etwa um 2019 herum, eingeführt. Ein echter Vergleich ist somit schwierig. Außerdem: Wenn man sich Statistiken ansieht, müsste man auch berücksichtigen, wie konstant die Absolventenzahlen sind, und  darf auch nicht die hervorragenden Jobaussichten vernachlässigen, die ein Jusstudium bietet – nach Abschluss verzeichnen wir zum Beispiel beinahe Vollbeschäftigung.

Werden Maßnahmen gesetzt, um die Drop-out-Quote zu verringern?

Es wurden am Juridicum einige Maßnahmen gesetzt, um den Studieneinstieg zu erleichtern. Ich war sehr positiv überrascht, wie sehr sich Studierende dafür engagieren anderen Studierenden zu helfen. Das erkennt man an unserem umfangreichen Mentoringprogramm. Zusätzlich beginnen wir bereits im Sommer mit unseren Orientierungsveranstaltungen. So kann man erste Verbindungen knüpfen und  leichter den Studieneinstieg bewältigen.