Wirtschaft/Karriere

Narzissmus und Erfolg gehören zusammen

KURIER: Sie haben 55 Personen befragt – wie aussagekräftig ist das?
Monika Spiegel: Die Studie ist qualitativ und quantitativ geführt, ist aber nicht repräsentativ. Sie ist deshalb interessant, weil man schwer an diese Probanden herankommt.

Wer waren die Manager?
Einflussreiche, prominente Menschen. Die meisten zwischen 51 und 60. Ich hatte auch ein paar 40-Jährige dabei: Da läuft es schon anders, da möchte die Ehefrau auch erfolgreich im Beruf sein.

Wie kommt’s, dass viele Personen Narzissten sind?
Narzissmus bedeutet, sehr selbstbezogen und stark nach außen orientiert zu sein. Narzissten kompensieren eine schwierige frühkindliche Beziehung zu einer primären Bezugspersonen. Eine gesunde Portion Narzissmus gehört aber dazu, um erfolgreich zu sein.

Zum Chef: Er umgibt sich mit Frauen, die seine Grandiosität bestätigen. Warum?
Der Chef muss sich selbst ständig bestätigt wissen, weil er irgendwann zu wenig gesehen wurde. Hier wird ein Anerkennungs-Defizit aufgefüllt.

Zur Assistentin: Sie gibt ihr Privatleben auf. Warum?
Weil sie ebenfalls re-inszeniert und früh gelernt hat: Wenn ich leiste, werde ich gesehen und anerkannt. Oft sind das die Leistungstöchter, die zu wenig vom Vater beachtet wurden oder wo der Vater abwesend war.

Die Ehefrau gibt ihr Leben für den Ehemann auf.
Bei den älteren Generationen ist das so. Früher mussten sich diese Frauen so entscheiden, wenn sie eine perfekte Familie haben wollten. Da führte sie zu Hause das Regiment. Sind die Kinder erwachsen, stellt sich dann oft die Sinnfrage.

Sie beschreiben: Am Anfang bestätigt die Ehefrau den Mann, bei Beziehungskrisen wertet sie ihn aber schnell ab, warum?
Das ist typisch für narzisstische Menschen: Sie werten Mitmenschen schnell auf, aber bei Konflikten wird die Gunst schnell wieder entzogen. Hier ist die Beziehungsfähigkeit ambivalent.

Wie erklären Sie, dass es kaum Einzelkinder in dieser Konstellation gibt?
Kinder von größeren Familiensystemen sind anders. Das erste Kind in der Geschwisterreihung orientiert sich oft stark am Vater, übernimmt viel für die Familie. Das letzte Kind muss sich durchsetzen. Beide müssen sehr stark sein.

Was war für Sie das überraschendste Ergebnis?
Die weit verbreitete Rastlosigkeit, Perfektionismus, das Funktionieren-Müssen.

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Kommentar

  • Hintergrund