Wirtschaft/Karriere

Mittelstand stagniert bei Stellen

Hier werden in den nächsten sechs Monaten Jobs geschaffen, dort abgebaut - am Ende stagniert der Mittelstand, wie eine neue Studie des Wirtschaftsprüfers EY (vormals Ernst & Young) zeigt. Aktuell wollen 16 Prozent der Befragten im kommenden Halbjahr neue Jobs schaffen. Das sind zwar geringfügig mehr als zu Jahresbeginn (damals: 14 Prozent), allerdings planen gleichzeitig 12 Prozent der Mittelständler Mitarbeiter abzubauen.

Der Saldo von vier Prozent ist so niedrig wie seit Juli 2009 nicht mehr. Österreichweit zeichnet sich ein leichtes West-/Ostgefälle ab – im optimistischsten Bundesland Vorarlberg planen 27 Prozent der Mittelständler ihre Mitarbeiterzahl zu erhöhen, im Burgenland hingegen plant jedes fünfte Unternehmen einen Mitarbeiterabbau.

Der Studie liegt eine Befragung unter 900 mittelständischen Unternehmen in Österreich im August 2013 zugrunde.

Fachkräftemangel bremst Umsatz
Der Fachkräftemangel ist ein echtes Problem für Österreichs Mittelstand. Fast drei von vier Befragten geben an, dass es ihnen schwer fällt, geeignete neue Mitarbeiter zu finden. „Die Bereitschaft in neues, qualifiziertes Personal zu investieren, ist im Sinken begriffen. Währenddessen bleiben zahlreiche Stellen unbesetzt, weil die benötigten Fachkräfte am Markt fehlen", erklärt Helmut Maukner, Country Managing Partner bei EY. Diese Herausforderung könnten die mittelständischen Unternehmen nur über neue Wege in der Personalfindung meistern _ um Fachkräfte zu rekrutieren und als attraktive Arbeitgeber zu halten.

Am meisten leidet laut Studie die Bau- und Energiebranche: Dort klagen 80 Prozent über einen Mangel an qualifiziertem Personal. Die meisten Fachkräfte fehlen branchenübergreifend im Vertrieb und Kundendienst – jeder zweite Befragte hat hier erhöhten Bedarf an qualifizierten Mitarbeitern. Schwer fällt die Personalsuche den Unternehmen auch im technischen Bereich, vor allem in der Produktion (37 Prozent) und in leitenden Positionen (24 Prozent). Das zieht finanzielle Folgen nach sich: Jeder zweite Mittelständler gibt an, künftig Umsatzeinbußen durch den Fachkräftemangel zu erwarten. Immerhin jeder neunte Befragte geht sogar von erheblichen Einbußen über fünf Prozent des Umsatzes aus.

Budget nötig

Das Budget zur Bekämpfung des Fachkräftemangels wird dennoch nur selten erhöht. „Der Mittelstand hat das Problem des Fachkräftemangels zwar schon seit längerem erkannt und Lösungsansätze identifiziert, dennoch möchte der Großteil hier kaum Geld in die Hand nehmen", so Erich Lehner, verantwortlicher Partner für die Agenda Mittelstand bei EY.Nur jedes fünfte Unternehmen plant derzeit, in den kommenden drei Jahren mehr Finanzmittel für die Rekrutierung und Entwicklung von Mitarbeitern einzusetzen. Ein Zehntel berichte gar von Budgetkürzungen in diesem Bereich.

Lockmittel für mehr Fachkräfte

Bei der Maßnahmensetzung gegen den Fachkräftemangel bevorzugen die befragten Unternehmen ganz klar Fortbildungsangebote zur Bindung bestehende Mitarbeiter (53 Prozent). 42 Prozent investieren in neue Mitarbeiter, 32 Prozent unterstützen ihre älteren Mitarbeiter bei der Arbeitsgestaltung. 23 Prozent sprechen gezielt Frauen und Ältere bei der Personalsuche an. Nur jeder fünfte Mittelständler such außerhalb Österreichs nach Fachkräften. „Insbesondere in den krisengebeutelten Ländern Südeuropas gibt es zahlreiche Fachkräfte, für die ein Job in Österreich in Frage kommt – hier können die Unternehmen noch deutlich aktiver werden. Auch im Inland gibt es noch Potenzial, zum Beispiel sind Mitarbeiter mit Kindern viel zu selten im Fokus der Unternehmen“, kommentiert Lehner.