Mitarbeitermotivation: So geht's nicht
Wir sind hier nicht in der Schule, wo Lehrer ihre Schüler benoten. Nein, wir sind hier beim Software-Riesen SAP, der weltweit knapp 80.000 Mitarbeiter hat. Und sie trotzdem benotet – von "außergewöhnlich" bis "ungenügende Leistung". Hat ein Mitarbeiter seine Jahresziele nicht erreicht, gibt’s einen Fleck vom Vorgesetzten. Wer besser als geplant performt, kriegt mehr Geld.
Was in den 80ern als innovatives Bewertungssystem von Jack Welch, dem ehemaligen CEO des US-Konzerns General Electric eingeführt wurde, um alle "Fünfer" rauszuschmeißen und vielerorts als Motivationssystem auch übernommen wurde, erfreut sich keiner besonderen Beliebtheit mehr bei der SAP-Belegschaft. "Die bisherigen Ratings haben mehr Unzufriedenheit geschürt als sie Positives gebracht haben", resümiert SAP-Deutschland-HR-Chef Wolfgang Fassnacht. Ab 2017 will das Management anders motivieren, den Fokus mehr aufs Fördern statt aufs Festnageln legen.
Auch Microsoft, Adobe, Accenture und PwC sollen ihre ähnlichen Motivations-Methoden überdacht haben. Nur 45 Prozent der Firmen sollen Noten, die an monetäre Anreize geknüpft sind, noch als sinnvoll empfinden, fand PwC bei einer Befragung heraus.
Was wirkt?
Welche Anreize wirklich wirken, ist eine Frage, die sich Betriebe immer öfter stellen – schließlich ist laut einer Steelcase-Umfrage nur mehr jeder Dritte im Job engagiert.Was sich die Arbeitnehmer von ihrem Arbeitgeber diesbezüglich wünschen, zeigt eine kununu-Umfrage – eine Benotung steht im Ranking freilich nicht. Dafür wären Mitarbeitern besonders Benefits wie flexible Arbeitszeiten, Homeoffice und die Möglichkeit, Hunde ins Büro mitzunehmen, wichtig. Auch motivierend: Firmenwagen und eine betriebliche Altersvorsorge.
Einige Firmen werden aber kreativer: Als weiterer Motivator kristallisiert sich überraschenderweise gemeinsame Zeit der Mitarbeiter miteinander, sagen Personalverantwortliche. Der Personalberater Robert Half etwa fand heraus, dass das gemeinsame Schauen von Sportevents Wohlbefinden und Produktivität steigert. Gemeinsame Zeit sieht auch der Berliner Reiseveranstalter viventura als motivierend. Chef André Kiwitz verlegte das Büro 2015 für drei Wochen an die südamerikanische Küste, die 60 Mitarbeiter arbeiteten vom Strand aus. In der Mittagspause wurde im Meer geplantscht, der Feierabend mit Cocktails am Strand genossen. Kiwitz’ Fazit: Mitarbeiterevents seien die Motivation der Zukunft.