Wirtschaft/Karriere

Männer, engagiert euch!

Ab heute, dem sogenannten Equal Pay Day, arbeiten Frauen – statistisch gesehen – bis zum Jahresende gratis. 1966 wurde der Equal Pay Day in den USA ins Leben gerufen, 2009 fand er zum ersten Mal in Österreich statt. Jahre später haben wir immer noch Grund, ihn zu "feiern". Denn der Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen in Vollzeitbeschäftigung liegt hierzulande bei 23,4 Prozent. Unter den 28 EU-Ländern belegen wir damit den tristen, vorletzten Platz – der EU- Durchschnitt liegt bei 16,4 Prozent.

In der Selbstständigkeit ist das Armutsrisiko für Frauen doppelt so hoch wie bei Männern – manche Berechnungen kommen auf bis zu 42 Prozent weniger Gehalt bei gleichwertiger Leistung. Vor 60 Jahren hat Österreich die Konvention der Internationalen Arbeitsorganisation unterschrieben, die besagt, dass Frauen beim Lohn nicht benachteiligt werden dürfen. Die Realität sieht bis heute anders aus. Zwar verdienen Frauen heute rein rechnerisch um 17 Tage mehr als noch vor zehn Jahren. Aber die Schere schließt sich zu langsam und die verbleibenden Lohnunterschiede belasten die Frauen ihr Leben lang (siehe Kasten). Politikerinnen ließen in dieser Woche die Symbolik sprechen: Sie schneiden sich Social-Media-wirksam die Krawatten ab, sie demonstrieren, fordern, halten Reden. Über Frauen, mit Frauen, für Frauen.

Und die Männer? Wo bleiben sie bei der Debatte? Schließlich betreffen die Themen Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder die Pflege von Angehörigen Mann ebenso. Würde er sich stärker für diese Themen einsetzen, hätten diese mehr Gewicht.

Und sie tun es doch

Bei der zweitägigen Männerkonferenz diese Woche in Wien war genau das Thema. Ein Fazit war: Die Väterkarenz stellt für ihn keinen beruflichen Nachteil dar – und sie kann so früher in den Beruf zurück.

Es scheint, auch woanders würde Mann aus dem Schneewittchenschlaf zu Frauenthemen erwachen. Die Schauspielerin Emma Watson (bekannt aus Harry Potter) überraschte vor zwei Wochen mit einer flammenden Rede zu Gleichberechtigung vor den Vereinten Nationen. Die Britin, die neue UN-Frauenbotschafterin ist, ist Mitglied der "HeForShe"- Bewegung, bei der sich unter anderem einflussreiche Männer wie Barack Obama oder Ban Ki-moon für die Gleichberechtigung der Frau einsetzen. Derzeit zählt sie 177.865 Mitglieder auf der ganzen Welt. Doch die UN will mehr. Im kommenden Jahr plant sie einen noch nie dagewesenen Coup: Anlässlich des 20-jährigen Geburtstags der UN-Frauenkonferenz findet in Island eine Tagung zu diesem Thema statt– ganz ohne Frauen. Zur sogenannten Barbershop-Konferenz sind nur Männer geladen.

Ronja ist eine statistisch durchschnittliche Frau in Österreich. Ihr Leben wird unter www.ronja-verdient-mehr.at in Zahlen verpackt und grafisch in einer Chronologie dargestellt. Auf den ersten Blick wird so klar, wie stark benachteiligt sie gegenüber dem Mann ist. Es beginnt beim Gehalt, das quer durch die Branchen geringer ist und geht bis zum Anteil der Vollzeitbeschäftigung, der fast um die Hälfte geringer ist als beim Mann. Auch ersichtlich wird, dass Ronja stärker von Armut betroffen ist und mehr unbezahlte Arbeit übernimmt. In der Pension setzt sich ihre Benachteiligung fort: Sie hat im Monat um 900 Euro weniger reguläre Pension als ein Mann.