Wirtschaft/Karriere

"Lieb und nett, aber nicht mehr"

Er sagt, er habe kein numerisches Ziel. Für ihn ist das Investieren in Start-ups ein Spiel, bei dem er gewinnen will. Ein Vermögen von 15 Millionen Euro hat Hansi Hansmann bisher in 40 Start-ups investiert, darunter Firmen wie Runtastic, Shpock, Renesim, Kiweno, Whatchado oder Tractive. Der Wert seines Portfolios ist ein Vielfaches seines Investments – weitere große Exits wie jene von Runtastic oder Shpock nicht ausgeschlossen.

KURIER: Sie sind heuer nicht bei der Start-up-Show "2 Minuten, 2 Millionen". Warum?

Hansi Hansmann: Ich war in der ersten Staffel dabei, das war eine lustige Erfahrung. Aber es ist nicht das Meine als Investor. Da ist ein großes Showelement dabei und man fühlt sich unter Umständen verpflichtet, in Dinge zu investieren.

Sie kennen die Start-up-Szene seit über fünf Jahren – wie würden Sie sie beschreiben?

Lieb. Lieb und nett – aber nicht mehr. Es müsste 20, 30, 40 solche Player wie mich, Oliver Holle und Michael Altrichter geben.

Wieso gibt es die nicht?

Weil es nicht so einfach ist. Business Angel ist ein Job, den man ordentlich machen muss. Nicht nur Geld investieren, sondern Erfahrung einbringen. Die Jungen haben hohe Kenntnisse über neue Technologien, sie sind leidenschaftlich, gut ausgebildet. Und bereit, für wenig Geld unglaublich viel zu arbeiten. Aber allen fehlt die Erfahrung. Positiv sind die großen Exits, die es gegeben hat. Diese Gründer, die jetzt Geld haben, können ideale Business Angel werden. So wird die Szene größer, so hat das auch im Silicon Valley funktioniert.

Fehlt es in Österreich an Kapital für Start-ups?

Kapital ist da, vor allem bei den mittelständischen Unternehmern. Aber es kommt nicht zu den Start-ups, nur vereinzelt wagen sich Investoren rein. Wir würden endlich eine steuerliche Incentivierung brauchen – ich bin fassungslos, wie unsere Regierung da seit Jahren redet und nichts tut.

Sie haben die Jungen schon angesprochen, die viel können, aber keine Erfahrung haben. Viele stürzen sich Mitte 20 in ein hochriskantes Start-up-Abenteuer – wie kritisch sehen Sie das?

Ich werde Unternehmer, verdiene schnell viel Geld und werde Millionär – das glauben doch die wenigsten. Ich finde es gut, wenn sich junge Menschen nach dem Studium in was Eigenes trauen.

Aber wäre es nicht besser, vorher Erfahrungen in einem Unternehmen zu sammeln?

Aus der Sicht der Erfahrung – ja. Aber wenn man etwa in einer Unternehmensberatung gearbeitet hat und schon einmal 6000 Euro im Monat verdient hat, ist es schwierig, später als Gründer für viel weniger zu arbeiten. Junge Gründer können doch eigentlich nicht viel verlieren.

Außer das Geld von Family, Fools and Friends.

Was sie reinstecken, ist vor allem ihre Arbeitsleistung und Zeit. Das ist ein Investment. Und sie lernen unglaublich viel dabei.

Wann investieren Sie in ein Start-up?

Wenn jemand mit seiner Idee kein Problem löst, braucht er mit mir nicht reden. Die Problemlösung muss innovativ sein und das Potenzial haben, disruptiv zu sein – also ein bestehendes Geschäftsmodell verbessern oder ersetzen können. Nur wenn es das tut, ist Wachstumspotenzial da.

Disruptiv und zerstörerisch gefällt Ihnen?

Das Leben ist so: Dinge werden kaputt und neue entstehen.

Wann würden Sie nicht investieren?

Wenn die Sympathie fehlt. Und ich investiere nicht in Pharma. In dieser Branche habe ich zu viel gesehen.

Welches Problem müssen Sie bei Ihren Start-ups als Berater am häufigsten lösen?

Nach einem Jahr wird’s kritisch: Mein Geld geht aus und der Geschäftsführer kriegt’s nicht mit. Oder zu spät, weil eine Finanzierungsrunde dauert immer sechs Monate. Ich überschaue die Finanzen, stelle neues Geld auf. Und: Ich versuche, Teamprobleme früh zu sehen. Das geht oft an die Substanz, weil ich viele Emotionen aushalten muss.